Die Ständegesellschaft im Mittelalter

Eine Ständegesellschaft ist ein soziales System, das im Mittelalter in Europa vorherrschte.

Unser Beitrag liefert dir alle Antworten und stellt eine einfache Erklärung der Ständegesellschaft für Kinder dar. Viel Spaß beim Lesen!

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Eine Burg im im Mittelalter.

Was ist eine Ständegesellschaft?

Eine Ständegesellschaft ist ein soziales System, das im Mittelalter in Europa vorherrschte. Es war in drei Hauptgruppen eingeteilt: den Klerus (Papst, Bischöfe, Priester, Mönche), den Adel (Herzöge, Grafen, Fürsten und Ritter) und den dritten Stand (Bauern, Handwerker und Händler). Jeder Stand hatte seine eigenen Rechte und Pflichten. Die Zugehörigkeit zu einem Stand wurde durch die Geburt festgelegt. Der 1. und der 2. Stand konnten wechseln, indem ein Adliger der Kirche beitrat, aber die Menschen des 3. Standes blieben ihm bis zu ihrem Tod zugehörig. Der Klerus betete, der Adel kämpfte und der dritte Stand arbeitete. Obwohl dieses System heutzutage ungerecht erscheint, gab es auch Vorteile, wie eine klare Rollenverteilung und soziale Sicherheit innerhalb der jeweiligen Standes.

Die verschiedenen Stände im Mittelalter

Im Mittelalter war die Gesellschaft in drei Gruppen eingeteilt (Ständeordnung). Man nahm an, dass diese Ordnung von Gott gewollt war. Die Aufteilung dieser drei Gruppen sah wie folgt aus:

  1. Gruppe = der Klerus (Papst, Bischöfe, Landpfarrer)
  2. Gruppe = der Adel (Könige, Kurfürsten, Grafen, Herzöge)
  3. Gruppe = das Volk (Bauern, Handwerker, Tagelöhner)

In den folgenden Abschnitten gehen wir jeweils auf die einzelnen Gruppen genauer ein.

Im Mittelalter war die Gesellschaft in verschiedene Stände unterteilt. An der Spitze standen die Geistlichen, dann die Adligen, gefolgt von den Bauern und schließlich den Handwerkern und Händlern. Jeder Stand hatte seine eigene Rolle und Pflichten. Die Adligen waren die weltlichen Herrscher und Krieger, die Geistlichen beteten und lehrten, die Bauern arbeiteten hart auf dem Land und die Handwerker und Händler stellten Waren her und handelten mit ihnen. Es war eine sehr hierarchische Gesellschaft, und die Möglichkeit, seinen Stand zu ändern, war sehr begrenzt. Die Päpste und die Kaiser des frühen Mittelalters stritten sich häufig darüber, wer die größte Macht auf Erden darstellte. Gottes Diener oder die Herrscher, die von gottesgnaden herrschten? Dieser Investiturstreit wurde durch Kaiser Barbarossa geklärt. Barbarossa verlor eine Schlacht in Italien gegen den Papst. Im Friedensvertrag von Venedig 1177 wurde festgelegt, dass er öffentlich verkünden musste, dass der Papst die größte Macht auf Erden darstellte.

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Skizze Zeichnung obersten Priester

Der Klerus

Unter dem Klerus versteht sich die Priesterschaft. Das heißt, das waren alles Männer, die in den Diensten der römisch-katholischen Kirche standen. Denn in Europa – zur Zeit des Mittelalters – war das Christentum die Hauptreligion. Die Katholische Kirche übte diese Religion aus.

Skizze von einem Koenig

Der Adel

Der Adel war die Gruppe, die über das Land herrschte, also König:in, Herzog:in, Graf oder Gräfin, Fürst:in. Den Adel nennt man auch Aristokratie, also die Herrschaft der Besten.

Ein Bauer arbeitet auf seinem Feld.

Das Volk

Im Vergleich zum Adel und dem Klerus, die nur einen kleinen Anteil der Gesellschaft darstellten, bildete das Volk die größte Gruppe an Menschen. Die Menschen des dritten Standes konnten niemals in die oberen Stände durch Arbeit oder Heirat aufsteigen.

Hier eine Beispielrechnung:
Von 1000 Menschen waren „nur“ 100 – 200  adelig oder gehörten zur Kirche. D.h. ca. 80 – 90% der Gesellschaft im Mittelalter bestanden der Volksgruppe.

Die Adligen: Ritter, Grafen und Herzöge

Die Adligen bildeten die Spitze der Ständegesellschaft im Mittelalter. Sie waren die Big Player der damaligen Zeit. Die Ritter, die Grafen und die Herzöge hatten das Sagen und waren die oberen 10.000. Sie lebten auf Burgen und Schlössern, umgeben von Dienstboten, genug zu Essen und prachtvolle Kleidung. Der Adel folgte auch einer Ordnung. Die höchsten Adligen waren die Kurfürsten, danach folgten Grafen, Ritter oder Herzöge. Ihre Macht basierte auf Landbesitz, die der Kaiser vergab (Lehen) und sie hatten das Recht, Steuern einzutreiben. Aber es war nicht alles Gold, was glänzt – sie hatten auch viele Pflichten zu erfüllen. Im Gegenzug mussten sie dem Kaiser in den Krieg folgen, wenn dieser dazu aufrief. Deshalb mussten die Adligen dafür sorgen, dass sie genug Ritter, Pferde und Waffen zur Verfügung hatten. Von der Verteidigung ihres Landes bis hin zur Unterstützung des Königs, das Leben eines Adligen war kein Zuckerschlecken.

Skizze von einem Koenig

Der Adel

Der Adel war die Gruppe, die über das Land herrschte, also König:in, Herzog:in, Graf oder Gräfin, Fürst:in. Den Adel nennt man auch Aristokratie, also die Herrschaft der Besten.

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Die Geistlichen: Mönche, Nonnen und Priester

Die Geistlichen spielten eine zentrale Rolle in der mittelalterlichen Ständegesellschaft. Mönche, Nonnen und Priester waren nicht nur für religiöse Rituale und Gebete verantwortlich, sondern auch für Bildung und Wissenschaft. Sie lebten in Klöstern und widmeten ihr Leben dem Glauben und dem Dienst an der Gemeinschaft.

In der Regel durften nur adlige Töchter und Söhne in ein Kloster eintreten. Beispielsweise konnten Kinder schon im Alter von 8 Jahren ins Kloster gebracht werden. Diese Kinder nannten man Oblaten, das heißt, die adligen Familie schenkten der Kirche ihre Kinder. Die Kinder mussten im Kloster aufwachsen und bis zu ihrem Lebensende dort bleiben – sie hatten keine andere Wahl. Die adligen Familien erhofften sich den Schutz Gottes dadurch.

Das hört sich heutzutage grausam an, aber die Welt damals war hart. Krankheiten, Kriege, Hunger und Tod waren ständige Begleiter der Menschen im Mittelalter, da wollte man sich mit Gott gutstellen. Obwohl Nonne, Mönche, Priester usw. hohen Respekt genossen, waren sie nicht frei von den harten Realitäten des mittelalterlichen Lebens. Sie hatten strenge Regeln zu befolgen und lebten oft in Armut. Aber trotz dieser Herausforderungen blieben sie ihrem Glauben treu und leisteten einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft, indem sie Kranke und Hungernden halfen

 

Skizze Zeichnung obersten Priester

Der Klerus

Unter dem Klerus versteht sich die Priesterschaft. Das heißt, das waren alles Männer, die in den Diensten der römisch-katholischen Kirche standen. Denn in Europa – zur Zeit des Mittelalters – war das Christentum die Hauptreligion. Die Katholische Kirche übte diese Religion aus.

Die Bauern und Handwerker: Das Leben als Arbeiter

Bist du neugierig, wie das Leben der Bauern und Handwerker im Mittelalter aussah? Es war alles andere als einfach. Als Teil der untersten Stufe der Ständegesellschaft hatten sie harte, körperliche Arbeit zu leisten. Vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang arbeiteten sie auf den Feldern oder in Werkstätten. Sie hatten kaum Freizeit und ihre Lebensbedingungen waren oft hart. Trotzdem waren sie unverzichtbar für die Gesellschaft, denn sie produzierten Nahrung und Handwerksprodukte. Obwohl sie einen niedrigen sozialen Status hatten, waren sie dafür verantwortlich, dass genug Lebensmittel vorhanden waren. Ohne ihre harte Arbeit hätte die Ständegesellschaft nicht funktionieren können.

Jedes Dorf hatte einen Dorfvorsteher, der darauf aufpasste, dass die Felder von allen bewirtschaftet wurden. Denn das Dorf besaß zusammen ein großes Stück Feld, das in Parzellen (Einheiten) eingeteilt war. Jeder Bauer und seine Familie bekam eine Parzelle.

Flurzwang und Dreifelderwirtschaft

Die Art und Weise wie das Feld bewirtschaftet wurde, wurde auch festgelegt. Alle Bauern säten zusammen ein und ernteten auch gemeinsam. So waren immer alle zur gleichen Zeit auf den Feldern, denn die Menschen waren alle an den gleichen zeitlichen Ablauf gebunden. Das nannte man auch Flurzwang. Es wurden immer zwei Felder bewirtschaftet und das dritte ‚brach‘ liegen gelassen. Das sollte dazu dienen, den Boden fruchtbarer zu machen. Denn jede neue Pflanzzeit entzieht dem Boden Nährstoffe. Das nannte man Dreifelderwirtschaft, die die vorherige Zweifelderwirtschaft ablöste.

Zeichnung eines Bauern. Im Hintergrund ist ein Feld zu sehen.

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Das Leben der Bauern

Die Bauern wohnten in Hütten mit dem Vieh zusammen. Der natürliche Erdboden bildete den Fußboden der Hütten. Die Baumaterialien waren aus Holz, Stroh und Lehm. Es gab noch keine Schrauben, aber Holznägel, die beispielsweise zwei Balken zusammenhielten.

Die Feuerstelle war der Mittelpunkt im Haus und an den Seiten waren die Schlafplätze und die Stallungen für die Tiere. Es gab kein fließendes Wasser und auch keine Toiletten. Wasser holte man aus einem nahgelegenen Brunnen oder am Fluss. Die Toilette – ein einfaches Loch in der Erde – befand sich in einem extra Häuschen außerhalb der Hütte.

Die Bauern bewirtschafteten ihre Felder mit einfachen Geräten. Um einige wichtige zu nennen:

  • Egge (macht den Boden feiner)
  • Pflug (bricht den Boden auf)
  • Rechen (fegt das geschnittene Gras oder Heu zusammen)
  • Sense (schneidet Gras und Getreide).

Wohlhabende Bauern hatten vielleicht einen Ochsen, der den Pflug ziehen konnte. Aber die meisten mussten sich selbst vor den Pflug spannen. Als Getreide ernteten die Bauer Hafer, Weizen und Roggen.

Unfreie und freie Bauern

Bereits im frühen Mittelalter bekriegten sich verschiedenste Volksstämme und raubten sich gegenseitig aus. Aufgrund der zahlreichen Kriege mussten auch immer mehr Bauern mit in den Krieg ziehen. Dies führte dazu, dass die zum Krieg berufenen – freien Bauern – ihre Arbeiten auf den Feldern nicht mehr ausführen konnten. Sie hinterließen ihre Familien zuhause zurück und übertrugen ihnen die körperlich fordernden Arbeiten. Einige Bauern kehrten vom Krieg nicht mehr zurück, weil sie im Kampf starben. Da die Arbeiten auf dem Hof für die Frauen und Kinder eine Herausforderung darstellten, fielen Ernten aus, was zu Elend und Hungersnöten führte.

Immer mehr Bauern hatten sich dazu entschlossen, sich nicht mehr für den Krieg zu verpflichten. Um den Kriegsdienst zu vermeiden, gab es nur die eine Möglichkeit: Sie musste sich ihrem Grundherrn unterwerfen. Der Grundherr wiederum entschädigte die Nicht-Teilnahme seiner Bauern am Krieg, mit Geld, indem er den König dafür auszahlte. Doch wie sah die genaue Unterwerfung eines Bauern gegenüber seinem Grundherrn aus? Der Bauer übergab seinen gesamten Besitz- und Eigentum dem Grundherrn und wurde somit zum unfreien Bauern. Er musste weiterhin das Land bewirtschaften und zum Ende des Jahres die Ernte an seinen Grundherrn abtreten. Einen kleinen Teil der Ernte durfte er für sich und seine Familie einbehalten.

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Der Investiturstreit

Auch wenn der Adel und der Klerus an oberer Spitze der Ständeordnung standen gab es oft Konflikte zwischen den beiden Gruppen. Beide Gruppen sahen ihre Rolle als Gott gegeben. So behauptete der Kaiser bspw., dass seine Herrschaft sein Geburtsrecht sei und von Gott gewollt war. Der Papst hätte die Aufgabe dies zu bestätigen. Auf der anderen Seite behauptete der Papst, dass er von Gott den Auftrag bekommen habe, die Herrschaft eines Kaisers von Gott gewollt anzuerkennen. Der König konnte also nicht Kaiser werden, ohne dass der Papst, als Oberhaupt der katholischen Kirche, ihn dazu bestimmt hätte.

Im Rahmen dieser Konflikte kennt man auch den Begriff „Investiturstreit“ – also die Uneinigkeiten bzw. Auseinandersetzungen zwischen dem Papsttum und dem Kaisertum, wer für die Macht Gottes auf Erden letztlich eintrat.

Kaiser Barbarossa

Über Jahrhunderte hinweg stritten sich Kaiser und Päpste bspw. über die Befugnisse im Reich. So durfte der Kaiser bspw. keine eigenen Kirchen bauen oder eigene Bischöfe (Leiter der Kirchen) ernennen. Das durfte nur der Papst. Aber einige Kaiser, wie Kaiser Barbarossa, taten dies trotzdem, was zu einem Krieg führte, den Kaiser Barbarossa verlor. Er musste danach vor dem Papst niederknien und bezeugen, dass die Kirche die höchste Macht im Reich darstellte (Friedensvertrag von Venedig 1177).

Die Bedeutung der Ständegesellschaft im Mittelalter

Die Ständegesellschaft war im Mittelalter super wichtig. Sie bestand aus drei Gruppen: Adel, Klerus und Bauern. Der Adel war an der Spitze und kümmerte sich um die Regierung und den Krieg. Der Klerus, also die Kirche, hatte die Aufgabe, die Menschen geistig zu führen. Die Bauern waren die größte Gruppe und sorgten dafür, dass alle genug zu essen hatten. Jeder Stand hatte seine eigenen Regeln und Aufgaben, was das Leben im Mittelalter ziemlich strukturiert machte. Es gab wenig Aufstiegschancen – man wurde in seinen Stand hineingeboren. Trotzdem war die Ständegesellschaft für die mittelalterliche Gesellschaft essentiell. Das Leben war von einem starken religiösen Glauben geleitet. Das heißt, kein Mensch hätte es im Mittelalter gewagt, öffentlich zu behaupten, dass es Gott nicht gibt. Wenn die Person das gesagt hätte, wäre sie zum Tode verurteilt worden.

Wie beeinflusste die Ständegesellschaft das Leben der Menschen?

Die Ständegesellschaft im Mittelalter prägte das Leben der Menschen stark. Dein Stand bestimmte deinen Lebensinhalt: Wenn du als Adliger geboren wurdest, warst du fürs Regieren und Kämpfen zuständig. Als Geistlicher widmetest du dich der Seelsorge und Wissenschaft. Als Bauer hingegen musstest du hart arbeiten und Steuern zahlen. Es war nahezu unmöglich, den Stand zu wechseln, denn dein Geburtsstand war dein Schicksal. Auch die Kleidung und das Wohnen waren standesspezifisch. So lebten die Adligen in Burgen, während die Bauern in einfachen Hütten lebten. Die Ständegesellschaft prägte also das gesamte Leben im Mittelalter.

 

Die Veränderungen nach dem Mittelalter

Nach dem Mittelalter gab es in Europa viele Veränderungen. Die Französische Revolution schaffte die Ständegesellschaft 1789 erstmals in Europa ab. Das Ziel der Revolution war es, den Menschen – unabhängig von seiner Herkunft – in den Mittelpunkt des Denkens und des Handelns zu rücken.  Nun stand der Einzelne mit seinen Fähigkeiten und Leistungen im Vordergrund, nicht mehr seine Herkunft oder sein Stand. Dieser Wandel wurde durch die Renaissance 14. – 16. Jahrhundert und die Aufklärung ab 17. Jahrhundert stark vorangetrieben. Außerdem war die Entdeckung neuer Kontinente und das Aufkommen des Buchdrucks entscheidend für diese Veränderungen. Es war eine Zeit des Umbruchs und der Neuerungen, die unser modernes Verständnis von Gesellschaft maßgeblich geprägt hat.

Über die Autorin

Mein Name ist Astrid Kronsbein, 44 Jahre, leidenschaftliche Pädagogin, Didaktikerin, Tänzerin, Visiönärin der History Voices Playbooks sowie Unternehmerin.“

Autorin: Astrid Kronsbein, CEO von History Voices®
Artikel veröffentlicht am: 10.10.2022

Profilbild Astrid Kronsbein
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