Spielend leicht lernen

Spielend leichtes lernen ist seit ungefähr zehn Jahren der Trend. Was ist an dem Trend dran? Sollte es nur noch Spiele geben, die uns das Wissen vermitteln und wir dann nur noch Spaß haben?

Wahrscheinlich liegt die Wahrheit mal wieder in der Mitte: zwischen Pflicht und Kür können wir auch spielen.

Wir klären im Artikel auf, was es auf sich hat mit

Mit Games & Storytelling zu lernen.

Spielend lernen mit storytelling.

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Mit Games lernen

Es gibt tolle Games. Actionspiele, Rätselspiele, Wimmelbilder, Strategiespiele und Lernspiele. Warum boomen die Spiele, wie nie zuvor?

“Spiele bereiten Kinder auf das Spiel vor, das Leben heißt”, so heißt es in dem Spielfilm ‘Der kleine Lord’.

Das Wort ‚Lernen‘ scheint echte Gefühle auszulösen. Manche raufen sich die Haare und denken nur an ihre vielleicht doofe Schulzeit und andere lernen sehr gerne. Wann lernt man gerne? Wenn man begreift, das Lernen eine Mischung aus Allgemeinbildung und Alltagserfahrung ist. Diese Erkenntnis erfolgt meistens erst viel später oder nie. Es ist die negative Erfahrung mit dem Lernen, die Menschen leider immer mehr davon abbringt zu lernen und als etwas Positives zu betrachten.

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Warum haben wir negative Erfahrungen in Bezug auf das Lernen?

Wenn wir den Lernraum Schule betrachten, braucht es drei wesentliche Dinge, damit Lernen überhaupt stattfinden kann und Spaß macht:

  1. Ruhe und Konzentration im Klassenzimmer
  2. Klar strukturierte Aufgaben für die einzelnen Lernniveaus
  3. Der Wille, lernen zu wollen

Ruhe und Konzentration im Klassenzimmer ist die erste Bedingung, die erbracht werden muss, sonst findet kein Lernen statt. Leider sieht die Realität heutzutage anders aus. Die Schüler*innen kommen teilweise nicht zur Ruhe, das liegt an unterschiedlichen Punkten:

Ein iPad im Unterricht
  1. Verschiedene Erziehungsstile treffen sich in einer Klasse.
  2. Die Schüler haben eine immer niedrige Frustrationsschwelle. Das heißt, sie haben schon im Kleinkindalter nicht gelernt, das auch Geduld und Fokussierung auf eine Sache wichtig ist. Viele dieser Kinder haben ein Berg voll Spielzeug und  werden mit Events zugeschüttet und sind von Grund auf einer Informationsflut ausgesetzt. Wenn dann noch übermäßiger Zuckerkonsum dazukommt, ist das ein Mischung, die wirklich explosiv ist. Die Kinder sind nervös und auf der Suche nach dem nächsten Event, das ihnen Befriedigung verschafft. Ein kleiner Buchtipp ►►►10 achtsame Minuten für stressfreie und ausgeglichene Kinder
  3. Verschiedene Lernniveaus sollen gefordert und gefördert werden. Eine Lehrkraft soll auf 35 Schüler eingehen. Das ist nicht zu schaffen!
  4. Es gibt keine klaren Verhaltensregeln.
  5. Es gibt keine Konsequenzen für Schüler, die sich daneben benehmen. Dadurch werden die Lehrkräfte  mit Problemfällen allein gelassen.
  6. Der Klassenverband ist in verschiedene Gruppen unterteilt, dadurch sind die Schüler mehr ihrer Gruppe zugewandt als der Lehrkraft.
  7. Die Lehrkraft denkt sich nichts Neues aus.
  8. Die Schüler haben kein gemeinsames Ziel: Streben nach Wissen.

Erlebe Solon als Archon in unserer Playbook-Episode 1 ‚Antike‘

Das sind nur einige Punkte, die das komplexe Konstrukt Klasse mit sich bringt. In keinem anderen Land der Welt, wird so versucht auf jeden einzelnen Schüler*in einzugehen, wie in Deutschland. In Ländern wie China, Japan, Russland, Polen, Weißrussland, Indien würde sich kein Schüler*in undiszipliniert aufführen, so wie es hier möglich ist. Trauriges Fazit: die Leistungen der Schüler dort sind wesentlicher besser als hier.

Uff, aber, meine individuelle Freiheit und mein Kind…

Ich kann den Sturm der Entrüstung verstehen, der beim Lesen des Abschnitts hochkommt, aber es gibt eine Wahrheit über das Lernen: ohne Aufmerksamkeit, ohne Motivation, und Disziplin kann man nicht lernen. Wir haben es noch nicht geschafft, die individuellen Lernansprüche und die individuellen Bedürfnisse der Schüler*innen so zu betreuen, dass trotzdem nicht jeder macht, was er will und dennoch erfolgreich lernen kann.

Screenshot aus dem Playbook. Szene 9, Tramos und Solon auf dem Markt.
Unser Anspruch an das Schulsystem ist hoch, aber das System hat nicht die personellen Ressourcen und auch nicht die Lehrmaterialien diesen Anspruch zu erfüllen. Das ist das große Dilemma der Schulen und auch der Grund, warum so viele Initiativen sich dem Thema ‘Schule neu denken’ widmen.

Mit Storytelling lernen

Es gibt die großartige Idee: nehmt doch ein Spiel, dann klappt das schon mit der Aufmerksamkeit. Sie müssen sich beim Lernen drei Bedingungen vorstellen, die erfüllt sein müssen, damit erfolgreiches Lernen möglich ist:

  1. Hören = Aufmerksamkeit auf den Lehrenden oder die Information richten
  2. Fühlen = ohne Interesse und Gefühl wird das Gelernte nicht verknüpft. Außerdem sind Belohnungen wichtig.
  3. Verstehen = wie werden die Informationen in mein Wissenssystem (Erfahrung) eingepflegt? Also, wenn ich höre, das Solons Reformen eine erste demokratische Herrschaft in Athen möglich gemacht hat, dann muss man anschließend verstehen, warum das so ein bedeutender Schritt für unser Heute war.

Spiele und digitale Aufbereitung der Lehrinhalte können die Aufmerksamkeit der Schüler erhöhen, weil sie ein hohe Affinität zum digitalen Medium haben. Damit hat die Lehrkraft eine Chance, die Kinder für das Thema zu motivieren. Die Wissensvermittlung erfolgt bestenfalls über Storytelling und anschließend wird das Erlernte zusammengetragen und reflektiert. Das Spiel muss also die oben genannten  Bedingungen erfüllen, damit das Lernen auch einen Erfolg hat. Was ist ein Lernerfolg?

Wenn, ich das Erlernte nicht wieder vergesse und zu meinem Alltag in Bezug setzen kann. Deshalb sind Spiele – die nur auf Action setzen – rein zur Bespaßung da, aber nicht, um zu Lernen. Gut, man lernt jedenfalls schnell auf dem Display zu reagieren und auch das Lesen wird immer schneller. 🙂

Wenn das Lernen aber so verstanden werden soll, dass die Schüler*innen Wissen erwerben sollen, sodass auch die Allgemeinbildung besser wird, dann muss das Game eine zielgerichtetes Storytelling aufweisen.

Beispiel Playbook:

Die Playbooks verwenden beispielsweise ein zielgerichtetes Storytelling, das die Kinder, in der Rolle der Hauptfigur, die historischen Ereignisse erleben lässt. Belohnungen erhalten die Kinder, indem sie ihrem Freund in der Geschichte helfen und Wissen sammeln, das audio-visuell über eine Wissenseule und Glossareinträge stattfindet. Nach der Geschichte treffen die Kinder dann den Geist der Menschheit, der ihnen die Ereignisse der Vergangenheit zu unserem Heute in Bezug setzt.

Vielleicht ist der Weg der Mitte so: erst, wenn ich die Pflicht bestanden habe, also das Wissen (Fachwissen oder Allgemeinwissen) aufgenommen und verstanden habe, dann setzt die Kür ein. Dann kann ich weitergehen, neue Ideen entwickeln und wesentlich mehr Freiheiten genießen, weil ich Wissen besitze, das es mir ermöglicht, mein Leben anzupacken.

Über die Autorin

Mein Name ist Astrid Kronsbein, 44 Jahre, leidenschaftliche Pädagogin, Didaktikerin, Tänzerin, Visiönärin der History Voices Playbooks sowie Unternehmerin.“

Autorin: Astrid Kronsbein, CEO von History Voices®
Artikel veröffentlicht am: 19.08.2022

Profilbild Astrid Kronsbein