Was ist Allgemeinbildung?

Gibt es eine Definition, um den Begriff ‘Allgemeinbildung’ zu definieren? Das wird sehr schwer, denn in diesem Wort stecken zwei weitere wichtige Wörter: ‘Allgemein’ und ‘Bildung’, die ich erst erläutern werde, um dann auf die Allgemeinbildung zu sprechen zu kommen.

Dieser Artikel klärt auf:

 

Zeichnung von einer Weltkugel, einem Lineal, einer Uhr, einem Pinsel als Symbol fuer das Wissen in der Welt.

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Allgemein und allgemeingültig

Als Student*in im ersten Semester Philosophie lernt man, dass die Lehre von der formalen Logik eine starke Bedeutung hat. Das heißt, man lernt gültige Schlüsse zu ziehen, die sich durch die Feinheiten der Sprache ausdrücken. Ohne an diesem Punkt zu sehr abzuschweifen, gebe ich euch ein Beispiel:

Ein gültiger Schluss liegt dann vor, wenn n (Behauptungen/Prämissen) und ein Schluß (Konklusion) vorliegen, dabei gilt, es kann nicht sein, dass die Behauptungen (n) alle wahr sind und der Schluß nicht wahr ist.

Beispiel:

n1: Alle Bären sind pelzig.

n2: Ned ist ein Bär.

________________

Schluß: Also ist Ned pelzig.

Das wäre ein hinreichender, gültiger Schluss. Beweiskräftig ist der Schluss aber noch nicht, da er keine notwendigen Bedingungen enthält. Dazu müsste man das Beispiel umformulieren:

n1: Wenn alle Bären pelzig sind

n2: und Ned ein Bär ist

____________________

Schluß: dann ist Ned pelzig.

Die Worte ‘wenn’, ‘und’, ‘dann’ haben also eine Bedeutung in der formalen Logik der Philosophie und sollten auch im Sprachgebrauch bewusster angewendet werden. Wenn du dich fragst, warum manche Menschen so geschickt reden können, dann, weil sie sich der Bedeutung dieser Worte sehr bewusst sind und vielleicht auch Philosophie studiert haben 🙂

Für das Wort ‘Allgemeingültig’ gilt demnach, wenn für alle Begebenheiten, Personen, Umstände, Dinge usw. die gleichen Bedingungen gelten, dann sind sie allgemeingültig.

Beispiele für allgemeingültige Aussagen:

  • Der Himmel ist blau.
  • Der Tisch ist ein Möbelstück, das unterschiedlich genutzt wird.
  • Bücher sind da zum Lesen.
  • Das Abitur ist der höchste Schulabschluss, den man in Deutschland erreichen kann.

Wenn wir also im Sprachgebrauch das Wort ‘Allgemein’ verwenden, dann sollte uns klar sein, dass dieses Wort eigentlich eine große Bedeutung mit sich bringt.

Die Zeichnung einer Wissenschaftlerin.
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Die Bildung

Das Wort ‚Bildung‘ ist genauso komplex zu verstehen. Der Mensch kann in vielen Sachen ausgebildet werden. In Mathematik, in Sprachen, in der Kunst oder Musik. Je nach Begabung und Schullaufbahn wird ein junger Erwachsener mit 18 Jahren irgendwie gebildet sein, je nachdem welcher Schwerpunkt gewählt wurde. Dennoch haben wir – zumindest in Deutschland – einen hohen Anspruch an die Allgemeinbildung.

Was zu dieser Allgemeinbildung dazu gezählt werden soll, ist nicht leicht zu beantworten. Die Lehrpläne der Bundesländer weisen einen Stundenplan aus, der das Spektrum der Erkenntnisse, die die Gesellschaft hat, abdecken und in ihren Grundlagen vermitteln soll. Die Schüler*innen am Ende ihrer Schullaufbahn ein gutes selbstbestimmtes Leben als Bürger und Bürgerinnen führen können.

Die Fächeranzahl in der Schule ist deshalb nicht unerheblich:

  • Mathematik
  • Deutsch
  • Erste Fremdsprache (Englisch)
  • Zweite bzw. dritte Fremdsprache
  • Geschichte (Gesellschaftskunde)
  • Politik
  • Physik
  • Chemie
  • Biologie
  • Erdkunde
  • Ethik/ Philosophie
  • Kunst
  • Musik
  • Sport

Was für eine Aufgabe. Zumal die Erkenntnisse immer häufiger ein Update erfahren müssen, neue hinzukommen und die Welt an einer dauerhaften Informationsflut leidet, sodass die Stimmen lauter werden, die Kinder nach ihren Begabungen auszubilden und weniger allgemeingültig. Ist das sinnvoll?

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Die Allgemeinbildung

Aus den beiden vorherigen Abschnitten lässt sich bereits erkennen, dass eine Allgemeinbildung, die weitestgehend für eine Gesellschaft gelten soll, alle paar Jahre überprüft werden müsste, weil sich die Gesellschaft so rasant entwickelt, und weil wir durch die Globalisierung und das Internet mit Informationen überflutet werden. Erkenntnisse, die vor 100 Jahren noch Bedeutung hatten, sind heute vielleicht vollkommen uninteressant, dennoch ist es wichtig, den Werdegang unserer Gesellschaft zu verstehen, damit ich das gesellschaftliche und politische System begreifen kann.

Vielleicht kann man soweit sagen, dass eine Allgemeinbildung vier Hauptthemen umfassen sollte:

  • Grundkenntnisse über die Grundlagen der Mathematik und Physik
  • Grundkenntnisse über die Grundlagen der Landessprache und Schrift
  • Grundkenntnisse über das politische System und seine Funktionsweise
  • Grundkenntnisse über die geschichtliche Entwicklung unserer Kultur (Traditionen und Werte mit eingeschlossen)

Darunter würde ich weitere Nebenthemen erfassen, die zur Spezifizierung dienen und von Begabung und Interesse abhängig gemacht werden können.

  • Mathematik, Physik, Chemie, Biologie
  • IT-Fertigkeiten
  • Fremdsprachen
  • Philosophie/ Literatur/ Geschichte
  • Geografie
  • Kunst und Musik
  • Sport
Ein Foto, das eine Klasse mit Tablets zeigt.

Schule neu denken

Ab welchem Alter man mit der Spezifizierung beginnen sollte, ist schwer zu beantworten. Kinder mit einer hohen sportlichen oder musikalischen Begabung müssen früh ihre Karriere starten. Diese Wunderkinder können viel erreichen, doch ihre Kindheit ist kurz. Genauso verhält es sich mit Hochbegabungen im Bereich der Mathematik. Diese Kinder haben es schwer in unserem Schulsystem, weil niemand so richtig auf sie vorbereitet ist und eine allgemeingültige Bildung für sie etwas ist, was sie sich, aufgrund ihres Verstandes, nebenbei aneignen werden. Diese Kinder angemessen zu fordern und trotzdem die kindliche Seite dabei nicht zu vergessen, ist eine hohe Herausforderung für Lehrkräfte und Eltern.

Ebenso verhält es sich mit dem anderen Extrem: lernschwachen Schüler*’innen. Diese Kinder haben oft in anderen Punkten eine hohe Intelligenz. Sie sind häufig sehr empathisch oder kreativ, aber das sind Eigenschaften, die in unserer Leistungsgesellschaft nicht in erster Linie gefordert werden und nur als Wert nicht richtig anerkannt wird. Wie die hochbegabten Kinder fallen sie aus dem System heraus und bedürfen sensibler Förderung und der Stabilisierung ihres Selbstwerts.

Das Bild zeigt ein Tablet.

Digitalisierung an Schulen

Die Digitalisierung an den Schulen könnte helfen. Dazu braucht es aber sehr gut aufbereiteten Lernstoff, die IT-Infrastruktur in den Schulen, eine dreiköpfige Schulleitung (Verwaltung, Didaktik, IT) und neuen Gruppenstrukturen, die die Bedürfnisse der Schüler*innen anerkennen. Beispielsweise könnte man anführen, dass in den Grundschuljahren solide Grundkenntnisse in den Hauptbereichen Mathematik, Sprachen, Politik und Geschichte erworben werden müssen. Die Grundschuljahre können drei bis maximal sechs Jahre dauern. Je nachdem wie schnell der Schüler*in die Lernziele erreicht. Eine Spezifizierung kann nach Erreichen der Grundkenntnisse im jeweiligen Fach beginnen.

Diesen Prozess könnte man über ein Creditsystem widerspiegeln. Digitale Lerninhalte bereiten dazu den Lernstoff für den Schüler*in auf. Die Lehrkraft dient als Mentor*in, die die Schüler*innen begleitet. Also, man würde vom starren Klassenverband weggehen und in den Hauptbereichen individuelle Lernphasen mit Hilfe digitaler Technik gestalten. Damit die soziale Kompetenz nicht zu kurz kommt, sollte es Unterrichtseinheiten geben, in denen die Schüler*innen in Gruppen arbeiten.

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Fazit:

Die Schule, wie auch unsere Gesellschaft, ist in einem starken Wandel. Die Geschichtsbildung möchten wir mit dem Playbook unterstützen. Es erzählt die Geschichte Europas in verschiedenen Episoden und reflektiert auch die Entwicklung unserer modernen Demokratie. Wer Interesse an einem Allgemeinbildungstest hat, der kann gerne googeln oder beispielsweise auf der Internetseite des Magazins ‘Welt’ ein Quiz machen. Hier sieht man, dass die Fragen auch gewisse Schwerpunkte beinhalten, im Vergleich zu anderen Quiz, die man ebenfalls googlen kann.

>>> Allgemeinbildungsquiz Welt

Über die Autorin

Mein Name ist Astrid Kronsbein, 44 Jahre, leidenschaftliche Pädagogin, Didaktikerin, Tänzerin, Visiönärin der History Voices Playbooks sowie Unternehmerin.“

Autorin: Astrid Kronsbein, CEO von History Voices®
Artikel veröffentlicht am: 23.08.2022

Profilbild Astrid Kronsbein