Leistungsgesellschaft

Leistungsgesellschaft ist ein Wort, das uns herausfordert. Es appelliert an unseren Verstand, das Beste aus sich herauszuholen und es setzt uns vielleicht auch unter Druck. Vielleicht machen eure Eltern auch Druck mit den Noten.

Aber, was bedeutet Leistung eigentlich?

Menschen machen ein Wettrennen.

Wenn es dir keiner beibringt, dann bringe es dir selbst bei!

Was ist Bildung?

Was ist Bildung?

Darüber denken die Menschen schon seit der Antike (500 v. Chr. – 500 n. Chr.) nach. Was braucht ein Mensch, um gebildet zu sein? Die Bildung versucht Kindern die Zusammenhänge der Welt zu erklären.

Der Bildungsrahmen:
Damit ist gemeint, dass du lernen solltest,

  • welche Werte (Glaube, Traditionen, Umgangsformen) in deinem Land gelebt werden,
  • welche Rechte (politische Systeme) du als Bürger*in hast und
  • was du für Wissen brauchst, damit du eine Ausbildung oder ein Studium machen kannst.

Ihr könnt euch vorstellen, dass sich diese Inhalte – je nach Jahrhundert – immer wieder geändert haben, aber die Fragestellungen blieben eigentlich gleich.
Die Schulbildung im Mittelalter basierte immer noch auf dem antiken Verständnis, dass derjenige als gebildet galt, der in folgenden Fächern (Künste) ausgebildet wurde:

Die sieben Künste:

  • Rhetorik – das ist die Kunst der Rede,
  • Logik – also, wie kann man logisch argumentieren? Was ist Wahrheit?,
  • Grammatik,
  • Arithmetik – Mathematik,
  • Musik,
  • Geometrie,
  • Astronomie
  • Philosophie

Der Vorteil, den die jungen Menschen damals hatten, war, dass sie mehr Zeit hatten. Das kam daher, dass nur Kinder aus reichen Elternhäusern (Adel) ausgebildet wurden. Diese Kinder mussten nicht wirklich für ihren Lebensunterhalt sorgen, da ihre Familien sie mit lebenslangem Taschengeld versorgen konnten. Trotzdem brauchten die Kinder als Erwachsene eine Aufgabe.

Es gab drei wesentliche Berufe für die Kinder im Mittelalter:

  • Arzt
  • Priester
  • Theologe (Studium der Religion)

Die Kinder der Handwerker oder der Bürger (Städter) hatten meist nur die Möglichkeit folgender Ausbildungen:

Ausbildungen im Mittelalter (Stadt):

  • Bäcker
  • Tischler
  • Maurer
  • Schmied

Es gab sicherlich noch viel mehr. Die Ausbildungen begannen häufig ab dem 12. Lebensjahr. Entweder erlernten sie das Handwerk vom Vater oder gingen als Lehrling zu einem anderen Handwerker. Das bedeutete, sie mussten von zuhause weg, lebten beim Meister, wurden nicht bezahlt während der Ausbildungszeit.
Die Mädchen wurden verheiratet, konnten aber vereinzelt Hebammen, Kinderfrauen oder Schneiderinnen werden. Wenn sie Ehefrau eines Handwerkers waren und Lesen, Schreiben und Rechnen konnten (was nicht immer üblich war), dann sorgten sie häufig dafür, dass die Kunden die Rechnungen bezahlten. Das nennt man auch ‘Bücher führen’ oder ‚Buchhaltung machen’.

Die Kinder der Bauern wurden Bauern, da gab es keine Wahl. Aufgrund ihres niedrigen sozialen Standes hatten sie keine Chance auf Bildung oder freie Berufswahl.

Schulbildung heute – also in Deutschland – besteht aus drei Hauptfächern: Mathe, Deutsch, Englisch und diversen Nebenfächern, wie Erdkunde, Geschichte, Kunst, Musik, Biologie, Chemie, Physik, Politik.
Wie ihr alle jeden Tag erlebt, ist diese Bildung allein auf Wissen ausgelegt, weniger auf die Beantwortung der Fragen: Wie will ich leben? Was sind meine Talente? Was sind meine Ziel?

Einfache und interaktive Unterrichtsmaterialien zum Mittelalter

Bildung neu denken

Bildung neu denken, das ist der Slogan, der gerade extrem ‘viral’ geht.
Allerdings werden hier viele Dinge durcheinandergeworfen. Es ist doch klar, dass wir nach wie vor wissen müssen, wie man rechnet, liest oder schreibt.
Allerdings leben wir alle sehr individuell.

Das heißt, in unserer Zeit hast du das Recht auf Selbstbestimmung. Du hast die Wahl, ob du ein Studium, eine Ausbildung oder Künstler*in wirst. Vieles ist möglich.
Das ist toll, aber macht auch Angst. Wenn wir viele Freiheiten besitzen, dann haben wir auch eine hohe Verantwortung für uns selbst. Was ist, wenn wir uns falsch entscheiden? Und das macht vielen Menschen sehr viel Angst und Druck.
Diese Probleme hatten die Menschen im Mittelalter und auch die Menschen vor 100 Jahren nicht so sehr. Denn sie waren aufgrund ihrer Herkunft auf eine berufliche Laufbahn festgelegt.

Also unsere moderne Zeit gibt uns super viel Freiheit, aber sie verlangt auch sehr viel Verantwortung von dir. Diese Freiheit hast du aber nur, weil du in einer Demokratie lebst. Demokratie ist eine Form der Staatspolitik. Das heißt, du hast ein Wahlrecht, darfst dich also politisch beteiligen und dir werden die Menschen- und Bürgerrechte (Selbstbestimmung, das Recht auf Eigentum usw.) zugestanden, weil du ein Mensch bist. Auch das gab es nicht im Mittelalter.

Deshalb müssen wir heute die Schulbildung neu denken. Ihr verbringt sehr viel Zeit in der Schule.

Deshalb muss man auf folgende Fragen Antworten finden:

  • Wie werden die Kinder zu verantwortlichen Erwachsenen, die demokratische Werte achten und beschützen?
  • Wie kann ich das einzelne Kind in seiner Begabung fördern?
  • Wie viel Allgemeinwissen ist wichtig, damit das Kind die Zusammenhänge unserer Gesellschaft versteht?
  • Wie können Kinder aus armen Familien besser lernen?
Das Bild zeigt Laptop, Globus, Buecher als Symbole fuer Bildung neu denken.

Wenn es dir keiner beibringt, dann bringe es dir selbst bei!

Bildung für alle

Der Wunsch, gute Bildung für alle anzustreben, kann immer im Interesse des Staates sein. Doch dieser Wunsch ist ein Idealbild, das wir wahrscheinlich nie zu 100% erreichen werden. Auch wenn eine Schulpflicht für alle Kinder in Deutschland gilt, haben wir immer noch das Problem, dass jede Familie unterschiedliche soziale Verhältnisse mit sich bringt. 

Theoretisch hat jeder – rein rechtlich gesehen – alle Möglichkeiten, aber auch wieder nicht, weil seine Herkunft tatsächlich seine Startposition verbessert oder verschlechtert.

In Bildung investieren, das ist ein Herzenswunsch von Eltern, die selbst gut ausgebildet sind und über ein gutes Einkommen verfügen. Kindergarten und Schule werden sorgsam ausgewählt, die Hobbys der Kinder werden unterstützt, es wird zuhause gelernt und dafür gesorgt, dass das Kind – je nach Alter – die Schule gut absolviert.

Das führt manchmal auch zu viel Leistungsdruck und die Kinder fühlen sich häufig nur geliebt, wenn sie Leistung bringen. Das ist auch ein fataler Weg.

Kinder aus sozial schwachen Familien haben diesen Rückhalt der Familie nicht. Dort stehen ganz andere Sorgen auf der Tagesordnung. Das Geld wird für Essen und Kleidung eingeteilt. Hobbys können vielleicht gar nicht ausgeübt werden. Wer arbeitslos ist und keine Aufgabe hat, fühlt sich mit der Zeit ‘wertlos’ und das führt oft in eine gedankliche Abwärtsspirale. Warum soll ich mich anstrengen? Bringt doch nichts? Das Kind kann hinterher im Lidl packen gehen. Das habe ich auch gemacht.

Wenn ihr also das Glück habt, dass eure Eltern sich um euch kümmern – auch wenn sie nerven können 🙂 – dann ist das ein Geschenk.

 

Das Bild zeigt symbolisch für Bildung fuer alle. Es zeigt eine Tafel mit Strichmaennchen im Kreis.

Einfache und interaktive Unterrichtsmaterialien zur Französichen Revolution

Bildungsgerechtigkeit

Bildungsgerechtigkeit fängt also da an, wenn wir die oben genannten Probleme gelöst haben.

Der Staat hat also die Aufgabe, die Schule neu zu strukturieren. Mehr Lehrkräfte, Erzieher und Pädagogen zur Verfügung zu stellen, weil nur allein mit der Wissensvermittlung es nicht mehr getan ist. Dafür verbringen die Kinder zu viel Zeit in der Schule.

Die Leistungsgesellschaft ist gefragt, denjenigen, die eine weniger gute Startposition haben, zu helfen. Wer jetzt sagt, sorry, ich habe mir alles sehr hart erarbeitet, ich verdiene meinen Erfolg und dass ich mir etwas leisten kann. Das ist etwas zu kurz gedacht.

Es gibt wirklich Menschen, die es von ganz unten nach oben geschafft haben. Interessanterweise gab es das früher viel häufiger als heute. Wenn man erfolgreiche Geschäftsleute fragt, die heute über 60 Jahre sind, dann stellt sich häufig heraus, dass ihre Eltern auch oft nicht reich waren, aber entweder standen die Eltern trotzdem hinter ihnen und sorgten auch dafür, dass sie gut in der Schule waren oder es gab irgendeinen Erwachsenen, der ihnen in jungen Jahren Selbstvertrauen gegeben hat.

Investiere in dich selbst, indem du dein Selbstvertrauen aufbaust. Das ist der wichtigste Schritt, um Bildungsgerechtigkeit zu schaffen. Erfolgreiches Lernen geschieht nur dann, wenn du Selbstvertrauen und auch Selbstständigkeit lernst. Also versuche deine Aufgaben alleine zu lösen, finde kreative Lösungen, um Antworten zu finden. Wisse, an wen du dich wenden kannst, wenn du wirklich nicht mehr weiter weißt.

Es gibt ein interessantes Video vom Philosophen Michael Sanders in der Reihe Sternstunden der Philosophie ‘Die Ethik des Erfolges`.

 

Über die Autorin

Mein Name ist Astrid Kronsbein, 44 Jahre, leidenschaftliche Pädagogin, Didaktikerin, Tänzerin, Visiönärin der History Voices Playbooks sowie Unternehmerin.“

Autorin: Astrid Kronsbein, CEO von History Voices®
Artikel veröffentlicht am: 23.03.2023

Profilbild Astrid Kronsbein
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