Kindheit im Wandel | Die Geschichte der Kindheit
In den westlichen Ländern haben Kinder in der heutigen Zeit viele Freiheiten und Privilegien, bspw. der Zugang zu Bildung. In Deutschland gibt es sogar eine Schulpflicht, d.h. Kinder müssen ab einem bestimmten Alter die Schule besuchen. Ebenso ist Kinderarbeit in Deutschland verboten. Dies sind nur einige Rechte, die Kinder in der westlichen Welt heute haben. Dies war nicht immer so und ist leider weltweit auch heute nicht der Fall. Das Kinderschutzgesetz nahm seine Entwicklung erst in den Anfängen des 20. Jahrhunderts.
Früher war das „Kinderleben“ anders als heute. In unterschiedlichen Kulturen und zu unterschiedlichen Epochen führten Kinder ein sehr differenziertes Leben.
Mit unserem Artikel zeigen wir Euch die Geschichte der Kindheit in ausgewählten Epochen auf.
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Kinder im alten Ägypten
Das Antike Ägypten begann etwa 4000 v. Chr. und endete mit der Griechisch-Römischen Zeit ca. 395 n. Chr. Archäologische Funde, sowie ägyptische Malereien zeigen auf, dass Kinder der ärmeren Familien (z.B. Ägyptische Bauern) bereits im frühen Alter arbeiten mussten. Sie halfen oft ab dem Alter von drei Jahren ihren Eltern bei der Feldarbeit oder beim Fischen. Anders sah hingegen die Situation der Kinder von Beamten, Priestern und Offizieren aus, die nicht arbeiten mussten und stattdessen in Schrift, Sprache und Rechnen ausgebildet wurden. Der Unterricht begann für sie ab dem 5. Lebensjahr und dauerte i.d.R. 10 Jahre. Unterrichtet wurden ausschließlich die Jungs. Auf dem Unterrichtsplan standen: Lesen, Schreiben, Mathematik aber auch Religion und Astronomie.
Mit unseren Arbeitsheften zum Alten Ägypten haben wir für Euch weitere relevante und historische Ereignisse zusammengefasst.
Kinder im alten Griechenland
Im antiken Griechenland hatten Kinder keinen besonders hohen Stellenwert. Griechische Philosophen verglichen Kinder mit „Sklaven“ und „Tieren“. In den griechischen Mythologien gibt es sogar Hinweise von Kindstötungen: so wurden laut Mythologie, schwache Kinder, sowie Kinder mit Behinderungen ausgesetzt oder gar getötet. Die Entscheidung über das Schicksal der Neugeborenen traf die sogenannte Gerusia, der Ältestenrat. Es gibt jedoch keine archäologischen Befunde, die dies belegen (vgl. Terra X Dokumentation).
Kindererziehung in Sparta
Die Kindererziehung in Sparta diente hauptsächlich militärischen Zwecken. Mit der Vollendung des siebten Lebensjahres wurden die Kinder von ihren Eltern getrennt und einer sehr strengen Erziehung unterzogen. Disziplin, Stärke und Gehorsamkeit standen auf der Tagesordnung. Physische Bestrafungen waren üblich in Sparta. Auch wurden die Jungen Kälte und Hunger ausgesetzt, um sie zu stärken und kräftige Athleten aus ihnen zu machen.
Mädchen hingegen wurden auf ihre Rolle als Frau und Mutter erzogen. In Sparta wurden sie aber auch auf Internate geschickt. Mädchen in Sparta wurden in Kampftechniken ausgebildet. Dennoch sollten sie in erster Linie sehr sorgsam mit ihren Körpern umgehen, damit sie kräftige und gesunde Kinder gebären konnten, was in Sparta besonders wichtig war (vgl. lernhelfer.de).
Schulische Ausbildung in Griechenland
In Athen besuchten Mädchen die Schule nicht, sondern waren überwiegend im Haushalt tätig. Hingegen kamen Jungs aus gut betuchten Häusern, im Genuss des Privatunterrichts. Als Privatlehrer dienten zumeist Sklaven (Paidagogos). Neben dem Unterrichten übernahm der Paidagogos auch erzieherische Aufgaben wahr und brachte den Jungen Benehmen und Manieren bei. Bei Ungehorsamkeit war es ihm erlaubt, seine Schüler auszupeitschen (vgl. Terra X Dokumentation).
Kinder im antiken Rom
Ob ein Kind die Schule besuchte oder nicht, welche Kleidung es trug und wie sich seine Freizeit gestaltete, hing von der sozialen Stellung der Familie ab. Reiche Kinder besuchten die Schule und hatten sogar Spielzeuge (z.B. Holzspielzeuge oder Stoffpuppen). Auch Gesellschaftsspiele waren damals populär.
Während Kinder aus wohlhabenden Familien im Alter von 7-11 Jahren die Grundschule besuchten, konnten Kinder aus ärmeren Familien sich den Schulbesuch nicht leisten. Nach eine Grundausbildung, die meist im Haus der Eltern stattfand, wechselten die Kinder aus wohlhabenden Familien zu den höheren Schulen. Sehr reiche Familien engagieren Privatlehrer (vgl. kinderzeitmaschine.de).
Was jedoch auch in dieser zeitlichen Epoche unverändert blieb: die Schule war für Mädchen nicht vorgesehen. Ihre Aufgabe verteilte sich im Haushalt.
Kindheit im Mittelalter
Die Epoche des Mittelalters war vor allem für arme Familien von sehr viel Arbeit geprägt, wovon die Kinder nicht verschont blieben. Viele Menschen arbeiteten als Bauern. Familien mussten hart arbeiten, um sich ihr Unterhalt zu verdienen und so kam es, dass sie ihre Kinder im Arbeitsalltag integrierten. Demnach konnten Bauernkinder die Schule nicht besuchen. Während die Jungen ihren Vätern beim beackern der Felder halfen, waren die Mädchen mit Aufgaben im Haushalt, sowie mit der Erziehung ihrer jüngeren Geschwister, beschäftigt.
Trotzdem gab es erste Wendepunkte innerhalb der Kindeserziehung. So wurden bspw. Säuglinge bis zum zweiten Lebensjahr gestillt oder Kinderlieder gesungen. Die Säuglinge wohlhabender Familien schliefen nicht mehr im Elternbett, sondern in eigenen Wiegen (vgl. Terra X Dokumentation).
Historisch gesehen, brachte der christliche Glaube einen Wendepunkt bezüglich der Bedeutung eines Kindes. Vorher waren Kinder gute Arbeiter und auch Altersversorgung der Eltern. Die Kindersterblichkeitsrate war hoch. Mit dem christlichen Glauben und dem Glauben an die Geburt von Baby Jesus in einem Stall zu Bethlehem stieg die Bedeutung eines Kindes. Hierzug gibt es ein sehr interessanten Artikel der Bibelwissenschaften.
Erlebe Solon als Archon in unserer Playbook-Episode 1 ‚Antike‘
Die Entwicklung des Stellenwertes von Kindern in der Neuzeit
Viele vereinzelte Ereignisse, sowie Bewegungen in der Neuzeit führten zur Weiterentwicklung des Stellenwertes von Kindern, wie wir sie heute in Deutschland kennen: die Zunahme des Bürgertums an Autorität, die fortschreitende Wissenschaft, die Lehren vom Philosophen Jean-Jacques Rousseau – sind nur einige genannte Meilensteine.
Der „neue“ Stellenwert von Kindern spiegelte sich zunehmend auch im Konsumentenverhalten wider: Extra für Kinder konzipierte Möbelstücke, Materialien sowie Kleidung. Zur guten Stube gehörte es auch immer mehr, dass der Nachwuchs des Bürgertums über ein eigenes Zimmer verfügte und nicht mehr im Zimmer der Eltern schlief (vgl. Terra X Dokumentation).
1904 trat in Deutschland ein Kinderschutzgesetz in Kraft, in dem verankert ist, dass Kinder unter 12 Jahren in Gewerbebetrieben nicht arbeiten dürfen. Um 1919 entwickelte sich auch die Schulpflicht. Veraltete Schulsysteme wurden (und werden bis heute weiterhin) immer mehr in Frage gestellt (vgl. Terra X Dokumentation). Die Schulpädagogik, sowie moderne Kinderpsychologie, neue Schulformen und -systeme sind ein Thema der modernen Gesellschaft. Fest steht: das Leben der Kinder, sowie ihre Erziehung haben sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt und ein Stillstand ist nicht zu erwarten.
Man kann sagen, die Menschen- und Bürgerrechte hielten und halten Einzug im Kontext der Kinderrechte. Das ist aber ein sehr europäisches Denkweise und nicht auf alle Länder heutiger Zeit übertragbar. Bis heute gehört Kinderarbeit – vor allem in den Entwicklungsländern – leider zum Alltag. Nicht, weil die Eltern dort schlecht sind, sondern weil das Leben am Existenzminimum jedes Familienmitglied zur Arbeit anhält und Schule für viele nur ein Traum ist.
Über die Autorin
„Mein Name ist Astrid Kronsbein, 44 Jahre, leidenschaftliche Pädagogin, Didaktikerin, Tänzerin, Visiönärin der History Voices Playbooks sowie Unternehmerin.“
Autorin: Astrid Kronsbein, CEO von History Voices®
Artikel veröffentlicht am: 20.09.2022