375 Jahre Westfälischer Friede

Was ist so besonders an dem Westfälischen Frieden, der vor 375 Jahren geschlossen wurde?

Es ist die Art und Weise, wie die vielen Kriegsparteien des 30jährigen Kriegs auf Augenhöhe, unabhängig von ihrem Reichtum, ihrer Macht, ihrer Religion oder ihrer militärischen Stärke einen Friedensvertrag ausgehandelt haben.

Diese Methode war so beispielhaft, dass sie zukünftig bei allen weiteren Friedensverhandlungen, die notwendig waren, als Vorbild diente.

Wie diese Methode funktionierte und warum so ein Friedensvertrag notwendig war, das liest du hier.

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Eine Landkarte von NRW. Davor ist eine weisse Friedenstaube. Zwei Punkte zeigen, wo Muenster und Osnabrueck liegen.

Unterrichtsmaterialien zum Dreißigjährigen Krieg

30jähriger Krieg Kurzfassung

30jährige Krieg in Kurzfassung ausgedrückt:

  • Dauer: er fand von 1618-1648 statt.
  • Auslöser: das war der Prager Fenstersturz, bei dem zwei Abgesandte des katholischen Königs Ferdinand II. von Böhmen in Prag von protestantischen (evangelischen) Abgesandten aus dem Fenster geworfen wurden. Der Grund war der Bau einer evangelischen Kirche auf böhmischem und somit katholischem Gebiet. Der katholische König Ferdinand II. wollte das nicht erlauben und so kam es zu Rangeleien, bei dem die katholischen Abgesandten aus dem Fenster flogen. Sie überlebten, weil sie auf einem Misthaufen landeten.
  • Ende: Nachdem 3-9 Millionen Menschen gestorben und ganze Landstriche menschleer waren, lenkten die Mächtigen ihrer Zeit ein und gingen  zu Friedensverhandlungen über. Die Friedensverhandlungen wurden in Münster und Osnabrück geführt.

Wo fand der Dreißigjährige Krieg statt?

Wo fand der Dreißigjährige Krieg statt? Das ist eine gute Frage. Der Krieg fand auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reich deutscher Nation statt.

Ihr müsst euch merken, dass es ein Königreich Deutschland nie gab. Sondern das Heilige Römische Reich deutscher Nation mit unzähligen Königreichen, Herzog- und Fürstentümern. Als ‚Flickenteppich‘ oder ‚loser Staatenbund‘ wurden deshalb die Gebiete des heutigen Deutschlands oft bezeichnet. Die Fürsten wählten zu dieser Zeit ihr gemeinsames Oberhaupt – den König bzw. den Kaiser.

Warum wird eigentlich immer vom Heiligen Römischen Reich gesprochen und mit dem Zusatz deutscher Nation ergänzt?

Das Römische Reich gab es schließlich seit dem 6. Jahrhundert nicht mehr. Nach dem Untergang des Römischen Reichs hatten die Römer über 1000 Jahre lang die antike Welt geprägt. Kaiser Karl der Große nahm die Idee der Herrschaft über ein so großes Reich, wie es die Römer beherrscht hatten, wieder auf. Karl der Große herrschte von 768-814 über ein sehr großes zusammenhängendes Gebiet in Europa. Zukünftig sahen sich alle weiterführenden Kaiser in der Tradition der römischen Kaiser. Im 12. Jahrhundert – zur Zeit Kaiser Barbarossas – wurde urkundlich vom ‚Heiligen Römischen Reich‘ gesprochen. Ab dem 15. Jahrhundert kam der Zusatz ‚deutscher Nation‘ erstmals hinzu.

zwei gekreuzte Schwerter als zeichen fuer krieg. dahinter sind die flaggen von schweden, daenemark, spanien, frankreich, niederlande und das Wappen der Familie der Habsburger zu sehen.

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Worum ging es im Dreißigjährigen Krieg?

Worum es im Dreißigjährigen Krieg ging, ist kurz gesagt: Am Anfang ging es darum, eine Glaubensvorstellung (evangelisch oder katholisch) im Heiligen Römischen Reich durchzusetzen. Später, ab 1935, ging es darum, die Vormachtstellung in Europa zu sichern.

Kaiser Ferdinand II. und die Katholische Liga hatten ihre Vormachtstellung 1629 gefestigt, indem sie König Christian IV. von Dänemark besiegt hatten.  Kaiser Ferdinand II. erließ er 1629 das Restitutionsedikt. Darin wurden Regelungen des Augsburger Religionsfrieden (1555) außer Kraft gesetzt, was ein Vorteil für die katholische Kirche war. Viele protestantische Besitztümer der Kirche sollten in den Zustand vor der Reformation zurückgeführt werden. Das heißt, sie sollten an die katholische Kirche zurückfallen.

Diese Regelung wurde von den protestantischen Fürsten als kaiserlichen Angriff auf die Reichsordnung gesehen. Interessanterweise wurden einige katholische Fürsten auch unruhig, weil Ferdinand II. durch die Siege in Böhmen, Pfalz, Niedersachsen immer mehr an Macht und Einfluss gewann. 

Die Macht der Habsburger (Familie des Kaisers Ferdinand II.) war nach dem Sieg über König Christian IV. von Dänemark sehr groß geworden. So groß, dass die anderen europäischen Königshäuser misstrauisch auf den katholischen Kaiser Ferdinand II. blickten. Gustav Adolf II. von Schweden war überzeugt, dass er es besser machen konnte als König Christian IV. und so landete er 1630 auf der Insel Usedom und begann von dort einen siegreichen Feldzug durch das Heilige Römische Reich bis nach München. Gustav Adolf II. war so erfolgreich, dass sich die Machtverhältnisse umkehrten. Kaiser Ferdinand II. musste gewaltig an Macht und Einfluss einbüßen. Dass Gustav Adolf II. protestantisch war, ist an dieser Stelle Nebensache. Von nun an ging es darum, die Macht des Kaisers zu schwächen und die Machtverhältnisse in Europa zu sichern.

Ging der 30jährige Krieg wirklich 30 Jahre

Ging der 30jährige Krieg wirklich 30 Jahre: Ja, wenn man die Friedensverhandlungen von 1645-1648 mit einrechnet.

Eine Krone als Zeichen der Herrschaft und eine Bibel als Zeichen für Religionszugehoerigkeit.

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Der Augsburger Religionsfrieden 1555

Der Kaiser hatte auf dem Augsburger Reichstag 1530 die Confessio Augustana (Augsburger Bekenntnis), das neue Glaubensbekenntnis der lutherischen Fürsten, überreicht bekommen. Danach gründeten sich neue evangelische Kirchen und Abgaben an Rom wurden verweigert. Das wiederum führte immer wieder zu Kriegsschauplätzen und so wurde mit dem Augsburger Religionsfrieden 1555 ein religiöses Nebeneinander vereinbart. Demnach stand es jedem Fürsten frei , über die Konfession in seinem Land bestimmen zu dürfen. Wenn ein Landesfürst entschied, evangelisch zu werden, dann wurden seine Untertanen ebenso. Das Volk hatte keine Religionsfreiheit.

Also, dieses Recht auf freie Religionswahl hatten nur die Fürsten, aber nicht das Volk. Es gab auch keine Toleranz zwischen den Religionen. Das heißt, wenn ein Untertan nicht dem Glauben seines Landesfürsten folgen wollte, dann musste er seine Heimat verlassen. Es gab ein Recht auf Auswanderung für diesen Fall, aber ein freiwilliger Umzug aus Glaubensgründen konnten sich nur die reichen Bürger leisten. Die hauptsächlich bäuerliche Gesellschaft musste ihrem Fürsten folgen, sonst hätten sie das Wenige, was sie hatten, ganz verloren. In einzelnen Reichsstädten gab es durchaus das Zusammenleben zweier Religionen.

Der Augsburger Frieden war gut gemeint, aber die Spannungen unter den religiösen Parteien blieben, bis sich diese Spannungen 1618 im Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs entluden.

Phasen des Dreißigjährigen Kriegs

Die Frage 30jähriger Krieg Wer gegen Wen, das ist gar nicht so leicht zu beantworten, denn dieser Krieg hatte viele Irrungen und Wirrungen. Den 30jährigen Krieg kann man in fünf Phasen einteilen:

1.) Auslöser – Prager Fenstersturz I 23.05.1618

 Böhmisch-Pfälzischer-Krieg I 1618-1623

2.) Dänisch-Niedersächsischer Krieg I 1623-1629

3.) Schwedischer Krieg I 1630-1635

4.) Schwedisch-Französischer Krieg I 1635-1645/48

5.) Westfälischer Friede I 1648

Wichtige Personen im 30jährigen Krieg

Wichtige Personen im 30jährigen Krieg waren:

  • Die Protestantische Union 1608-1621
  • Die Katholische Liga 1609-1635
  • König Ferdinand II. I katholischer König von Böhmen aus der Adelsfamilie der Habsburger I ab 1619 Kaiser des Heiligen Römischen Reichs I 1578-1637
  • Friedrich V. I Kurfürst von der Pfalz und König von Böhmen I 1610-1623
  • Johann T’Serclaes von Tilly I oberster Heerführer der Katholischen Liga und der kaiserlichen Armee I 1559-1632
  • Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein I genannt Wallenstein I Kriegsunternehmer I 1583-1631
  • Armand-Jean du Plessis I genannt Kardinal Richelieu I katholischer Kirchenfürst und oberster Staatsmann Frankreichs I 1585-1642
  • König Christian IV. von Dänemark I 1577-1648
  • König Gustaf Adolf II. von Schweden I 1594-1632
Zeitstrahl, der die 5 Phasen des 30jaehrigen Kriegs von 1618-1648 zeigt.

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Wie viele Tote gab es im 30jährigen Krieg? 

Wie viele Tote es im 30jährigen Krieg gab, ist eine traurige Tatsache: Die Herrschenden, die sich fast 30 Jahre lang für ihren Glauben und später für ihren Machterhalt gekämpft hatten, erkannten um 1644/45, dass es so nicht weitergehen konnte. Ganze Landstriche waren menschenleer, weil es einfach zu viele Tote gab. Krankheiten und Hungersnot beherrschte das Volk, sodass auch keine vernünftige Landwirtschaft bzw. Handel mehr stattfinden konnte. Außerdem konnte man keine neuen Soldaten mehr verpflichten, weil es keine Menschen mehr gab. Zwischen 3-9 Millionen Menschen sollen getötet worden sein. Nach heutiger Forschung brauchten manche Gebiete 100 Jahre, um sich wieder zu bevölkern.

 

375 Jahre Westfälischer Frieden 

375 Jahre Westfälischer Friede ist ein Grund genau hinzusehen, was dieser Friede damals bedeutet hat. Er wurde 1648 in Osnabrück und in Münster geschlossen.

Die Herausforderung

Es mussten Kriegsparteien an einen Tisch gesetzt werden, die sich über drei Jahrzehnte hinweg bekämpft hatten. Folgende Konflikte mussten befriedet werden:

1.) Frankreich I Schweden I Ferdinand III. (Sohn von Ferdinand II. und nachfolgender Kaiser des Heiligen Römischen Reichs)

2.) Spanien I Niederlande

3.) Spanien I Frankreich

Insgesamt waren 178 der 194 Teilnehmer aus dem Reich vertreten, plus 16 weitere aus den Staaten wie Frankreich, Schweden, Spanien, Dänemark, Polen.

 

Landkarte von NRW. Eine weiße Friedenstaube vor der Landkarte. Zwei Punkte zeigen, wo Muenster und Osnabrueck liegen.

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Was ist der Westfälische Frieden?

Der Westfälische Friede wurde nicht in ein paar Wochen erreicht, sondern die Verhandlungen dauerten vier bis fünf Jahre. Dieser Friedensvertrag von 1648 erlangte Weltruhm und deshalb müsst ihr heute alles über den 30jährigen Krieg lernen.

Die Besonderheit des Westfälischen Friedens

Die mittelalterliche Rangordnung erhielt während der Verhandlungen eine neue Bedeutung.

1.) Es waren keine Vertreter der Kirchen anwesend. Die Religionszugehörigkeit war nicht mehr von Bedeutung.

2.) Die Anwesenden, die unterschiedliche Rangstellungen innerhalb des Adels hatten, erhielten folgende formale Titel:

Alle Könige wurden als Majestät und alle anderen Fürsten mit Exzellenz angeredet.

Diese diplomatische Feinheit brachte alle Parteien auf Augenhöhe, unabhängig von Reichtum, Macht oder militärischer Stärke des Landes. So etwas hatte es zuvor in der mittelalterlichen Welt nicht gegeben. Es ist diese ‚Gleichberechtigung‘, die diese Art und Weise der Verhandlungen (Methode) so besonders gemacht hat.

Diese Methode war so beispielhaft und grundlegend, dass für alle weiteren Verhandlungen zur Beseitigung von kriegerischen Konflikten in Zukunft diese Methode angewandt wurde.

Wann wurde der Westfälische Frieden geschlossen?

Der Westfälische Frieden wurde in einem Zeitraum von 1645-1648 geschlossen.

Die Friedensverhandlungen dauerten deshalb so lange, weil die Abgesandten natürlich die besten Vorteile für ihre Regierungen herausholen wollten, aber sie mussten auch Berichte schreiben und an ihre Regierungen senden. Das heißt, so ein Brief konnte bis zu 10 Tagen unterwegs sein. Dann wartete man auf Antwort, die wieder 10-15 Tage oder mehr dauern konnte, bis sie in Osnabrück oder Münster ankamen. Die Post wurde mit Pferd und Reiter zugestellt, nicht über E-Mail oder WhatsApp.

Wo wurde der Westfälische Frieden geschlossen?

Die Verhandlungen mit Schweden fanden in Osnabrück statt, die mit Frankreich in Münster. In Osnabrück wurden die meisten Probleme des Krieges vertraglich geregelt. Die Niederländer und die Spanier verhandelten direkt miteinander, unter anderem auch in Münster. Die religiöse Zugehörigkeit spielte keine Rolle mehr bei den Verhandlungen.

Landkarte von NRW. Zwei Punkte zeigen, wo Osnabrueck und Muenster liegen.

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Über die Autorin

Mein Name ist Astrid Kronsbein, 44 Jahre, leidenschaftliche Pädagogin, Didaktikerin, Tänzerin, Visiönärin der History Voices Playbooks sowie Unternehmerin.“

Autorin: Astrid Kronsbein, CEO von History Voices®
Artikel veröffentlicht am: 27.04.2023

Profilbild Astrid Kronsbein