Die Luftbrücke Berlin
Heute ist der 26.06.2023. Vor 75 Jahren gab es eine Luftbrücke über West-Berlin, die viele Berliner vor dem Hungertod bewahrte. Es gibt nicht wenige Menschen, die über Google folgende Suchbegriffe eingeben: flughafen tempelhof platz der luftbrücke berlin, denn der Flughafen Tempelhof war das Ziel der amerikanischen Piloten, um Nahrungsmittel ins isolierte West-Berlin einfliegen zu können.
Wie es zu dieser Luftbrücke kam und was der Zweite Weltkrieg damit zu tun hat, das erklärt dir dieser Artikel.
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Zweiter Weltkrieg
Um den Zweiten Weltkrieg komplett zu erklären, braucht es viele Bücher, deshalb erklären wir dir hier die politische Lage zur Zeit von Hitlers Machtergreifung und dann drei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg.
Der Zweite Weltkrieg dauerte von 1939-1945. Insgesamt wurden 60 Millionen Menschen durch Kriegseinsätze, Inhaftierung in Konzentrationslagern, Krankheit und Hunger getötet.
Dieser Krieg war von den Nationalsozialisten und ihrer Partei NSDAP gewollt, um nach dem Vorbild des 1000-jährigen Römischen Reichs in ähnlicher Größe und Pracht ein drittes Reich zu erschaffen. Die Nationalsozialisten folgten einem Anführer mit Namen Adolf Hitler. Er und sein engster Führungskreis, bestehend aus Militär und Politikern, stürzten die Weimarer Republik und den Rest der Welt in eine weitere menschliche Katastrophe in der Geschichte der Menschheit. Geschichtlich gesehen gibt es viele Bücher, Ausstellungen, Vorträge usw., die verzweifelt versuchen zu verstehen, warum dieser Krieg und seine Grausamkeiten, wie die Vernichtung des jüdischen Volkes, überhaupt passieren konnte.
Merke: Deutschland, wie du es jetzt kennst, existiert politisch erst seit 1948. Das heutige Deutschland erzählt als einziges Land auf der Welt seine Geschichte aus der Sicht des Verlierers und es stellt sich damit seiner Vergangenheit.
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Die Machtergreifung Hitlers 1933
1933 ergriff Hitler die Macht. Die wirtschaftliche Lage der Weimarer Republik war schlecht. Es herrschte hohe Arbeitslosigkeit. Nach der Abdankung des Kaisers 1918 versuchte die nachfolgende Weimarer Republik (1918-1933) als Demokratie zu funktionieren. Die Monarchie in Deutschland wurde nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) abgeschafft. Kaiser Wilhelm II. trat zurück. Nun strebten viele Parteien die politische Macht an.
Es gab beispielsweise noch nicht die 5% Hürde, die heutzutage darüber entscheidet, ob eine Partei in einen Landtag oder Bundestag einziehen kann. Also, es muss heute eine bestimmte Menge an Wählerstimmen geben, damit ein Politiker: in überhaupt einen Sitz im Landtag oder Bundestag erhält.
Die wirtschaftliche und soziale Lage war 1933 sehr schlecht. Die Menschen waren unzufrieden mit den Politikern, weil sie nur diskutieren, aber handlungsunfähig waren. Es gab so viele Parteien, zu viele Meinungen und es konnten kaum Entscheidungen getroffen werden, was die wirtschaftliche Lage der Republik nicht besser machte.
Die Nationalsozialistische Partei (NSDAP) schaffte es, die Menschen mit Taten von sich zu überzeugen. Beispielsweise organisierten sie für Kinder und Jugendliche Zeltlager, Urlaubsreisen ans Meer und in jedem Dorf oder Stadt gab es Jugendgruppen, die Jungen und Mädchen mit Freizeitaktivitäten beschäftigten. Auch Kinder aus den ärmsten Verhältnissen konnten so Freizeitaktivitäten erleben, die sie vorher nie gehabt hätten, weil dazu einfach das Geld fehlte. So wirkte die Partei nach außen hin harmlos und menschenfreundlich.
Merke: 1933 gab es kein Handy, kein Fernsehen, keinen Computer. Ballett- oder Klavierunterricht wurde ausschließlich von reichen Kindern genommen. Die Kinder der ärmeren Bevölkerung und der Mittelschicht spielten draußen im Freien mit den Nachbarskindern. Die Eltern hatten gar keine Zeit, die Freizeit ihrer Kinder zu organisieren, denn meistens mussten die Eltern lange und hart arbeiten.
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Wie wurde Hitler zum Diktator?
Merke: Ein Diktator kann nur dann regieren, wenn es keine Gewaltenteilung gibt. Die Gewaltenteilung ist die Einteilung der politischen Macht in drei Gewalten. Die gesetzgebende Gewalt (Legislative/ Bundestag/Rat), die ausführende Gewalt (Exekutive/Polizei) und die Gesetze überwachende Gewalt (Judikative/Gerichte). Alle drei Gewalten funktionieren in einer Demokratie unabhängig voneinander und überwachen sich gegenseitig.
24. März 1933
Um eine stabile, politisch regierungsfähige Mehrheit bilden zu können, musste man sich mit den Nationalsozialisten einigen. Einflussreiche Politiker wie Franz Joseph Papen (Diplomat/Politiker), Kurt von Schneider (letzter Reichskanzler vor Hitler 1933) und Paul Ludwig von Hindenburg (Reichspräsident), waren der Überzeugung Hitler und seine Anhänger im Griff zu haben. Im Griff haben bedeutet, sie waren davon überzeugt, dass sie Hitler sagen konnten, was er zu tun hatte. So wurde Adolf Hitler am 30. Januar 1933 vom Reichspräsidenten von Hindenburg zum neuen Reichskanzler ernannt.
Rückblickend wird schnell klar, dass Hitler und seine Partei die Bevölkerung so weit hinter sich wussten, dass die nächsten politischen Handlungen Hitlers ein logischer Schritt waren, damit Hitler sich als Diktator ausrufen konnte. Die Vorstellung, Hitler könnte sich führen lassen, war eine Fehleinschätzung gewesen.
Hitler strebte an, von dem Ermächtigungsgesetz Gebrauch zu machen, aber es so zu verändern, dass ihm anschließend keiner seine Macht mehr nehmen konnte. Dieses Gesetz war ein Gesetz, das den Regierenden erlaubte, schnell zu handeln, wenn die Republik in Not und Gefahr sein sollte, allerdings wurden die Handlungen vom Reichstag bzw. Reichsrat überwacht und konnten notfalls widerrufen werden. Hitler wollte diese Nebenbedingung abschaffen, sodass er zukünftig uneingeschränkt handeln konnte.
Hitler sah die wirtschaftliche Lage Deutschlands als Notlage an. In der entscheidenden Abstimmung (24.03.1933) darüber, Hitler das Ermächtigungsgesetz mit seinen Änderungen anwenden zu lassen, schreckte die NSDAP nicht davor zurück, das Reichstagsgebäude absperren und die SS (Schutzstaffel der NSDAP) aufmarschieren zu lassen.
Originalauszug aus dem Ermächtigungsgesetz vom 24.03.1933
Der Reichstag hat das folgende Gesetz beschlossen, das mit Zustimmung des Reichsrats hiermit verkündet wird, nachdem festgestellt ist, dass die Erfordernisse verfassungsändernder Gesetzgebung erfüllt sind:
Art. 1. Reichsgesetze können außer in dem in der Reichsverfassung vorgesehenen Verfahren auch durch die Reichsregierung beschlossen werden. Dies gilt auch für die in den Artikeln 85 Abs. 2 und 87 der Reichsverfassung bezeichneten Gesetze.
Art. 2. Die von der Reichsregierung beschlossenen Reichsgesetze können von der Reichsverfassung abweichen, soweit sie nicht die Einrichtung des Reichstags und des Reichsrats als solche zum Gegenstand haben. Die Rechte des Reichspräsidenten bleiben unberührt.
Art. 3. Die von der Reichsregierung beschlossenen Reichsgesetze werden vom Reichskanzler ausgefertigt und im Reichsgesetzblatt verkündet. Sie treten, soweit sie nichts anderes bestimmen, mit dem auf die Verkündung folgenden Tage in Kraft. […]
Art. 4. Verträge des Reichs mit fremden Staaten, die sich auf Gegenstände der Reichsgesetzgebung beziehen, bedürfen nicht der Zustimmung der an der Gesetzgebung beteiligten Körperschaften. Die Reichsregierung erlässt die zur Durchführung dieser Verträge erforderlichen Vorschriften.
Art. 5. Dieses Gesetz tritt mit dem Tage seiner Verkündung in Kraft. Es tritt mit dem 1. April 1937 außer Kraft; es tritt ferner außer Kraft, wenn die gegenwärtige Reichsregierung durch eine andere abgelöst wird.
Hitler erhielt seine Mehrheit und somit hielt er zukünftig uneingeschränkt die politische Macht ohne Gewaltenteilung in der Hand. Die Schreckensherrschaft der NSDAP begann.
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Das Ende des Zweiten Weltkriegs
1945 endete der Zweite Weltkrieg. Deutschland wurde in vier Zonen unter den Siegermächten aufgeteilt. Die Siegermächte waren die USA, Großbritannien, Frankreich und die damalige Sowjetunion. Die USA, Großbritannien und Frankreich bezeichnete man auch als Westmächte, da sie demokratisch geführte Regierungen hatten.
Die Sowjetunion wurde von Stalin regiert, der auch ein Diktator war. Die Sowjetunion war also keine Demokratie, sondern eine Diktatur mit sozialistischen Bestrebungen. Sozialistisch bedeutet: alles gehört dem Volk zu gleichen Teilen. Anmerkung: Faszinierende Idee – hat aber noch nie in der Umsetzung funktioniert, weil der Mensch dann doch zu gierig und machtbesessen ist.
1948 wurde die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Unterstützt von den Westmächten schaffte Deutschland eine Demokratie und eine der erfolgreichsten Wirtschaftsmächte zu werden.
Die Luftbrücke Berlin 1948
Berlin wurde nach 1945 in Ost – und West-Berlin aufgeteilt. Ostberlin wurde unter sowjetische Regierung gestellt und West-Berlin unter amerikanischer Regierung. West-Berlin lag demnach topografisch (Lankartenvermessung) gesehen, isoliert von den Westmächten.
Für Stalin war West-Berlin ein wunder Punkt. Er hätte lieber ganz Berlin kontrolliert und so verfügte er – drei Jahre nach Kriegsende 1948 – dass niemand mehr mit dem Auto, LKW oder auch zu Fuß nach West-Berlin rein oder raus durfte. Das bedeutete, dass auch keine Nahrungsmittel oder Medizin mehr nach West-Berlin reinkommen konnten. Stalin wollte die West-Berliner bzw. die Westmächte dazu zwingen, ihm ganz Berlin zu geben.
Doch die Westmächte hatten eine Idee, und so organisierten sie die Luftbrücke nach West-Berlin. Das heißt, Flugzeuge landeten auf dem Flughafen Berlin Tempelhof und brachten so Nahrung, Kleidung, Medizin usw.
Amerikanische Piloten ließen weiße Taschentücher mit Schokolade oder Süßigkeiten aus ihren Flugzeugen fallen. Die kleinen weißen Fallschirme wurden dankbar von den Kindern aufgefangen. Zu dieser Zeit sollen ca. 2 Millionen Menschen in West-Berlin gelebt haben.
Seit 2008 ist der alte Flughafen Berlin Tempelhof geschlossen. Für viele ältere Menschen hat er aber immer noch eine hohe Bedeutung, denn sie haben als Kinder dort gestanden und auf Flugzeuge und besondere Geschenke aus der Luft gewartet.
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Merke:
Wie schon erwähnt, schreibt Deutschland seine Geschichte seit 1918 aus Sicht des Verlierers. Das ist einzigartig auf der Welt, aber der einzige Weg, um die Grausamkeiten, die durch Hitler und seine Anhänger geschahen, aufzuarbeiten. Ein Artikel reicht nicht aus, um sich detailliert mit den Schrecken dieses Krieges würdig auseinanderzusetzen, deshalb abschließend noch ein paar Gedanken.
Vielleicht hast du auch schon mehr von Hitler gehört und dass er und seine Partei die Juden und andersdenkende Menschen vernichten wollten. Die Juden sind geschichtlich gesehen, das auserwählte Volk Gottes und seit der Antike immer wieder Opfer von Verfolgung geworden, weil sie beispielsweise als erstes Volk nur einen Gott anbeteten und nicht viele Götter. Die unterschiedlichen Glaubensvorstellungen dienten immer schon dazu, um Kriege und Verfolgung zu rechtfertigen.
Deutschland verfügte schon lange vor 1933 über ein sehr gutes Netz von Beamten und Formularen. Alles wurde dokumentiert und schriftlich erfasst. Für vieles gab es Gesetze und Formulare. Das nennt man auch Bürokratie. Dieses bürokratische System wurde von der NSDAP dazu genutzt, um die Abstammung der Bevölkerung zu überprüfen. In den Archiven lagerten von Millionen von Menschen die Abstammungsurkunden. Es war also leicht, jeden Bürger: in zu überprüfen, ob er oder sie jüdisch war oder vielleicht jüdische Vorfahren hatte. Das allein reichte für die NSDAP aus, um in ein Konzentrationslager gebracht zu werden. In diese Lager wurden alle Juden, die es vor 1936 -1945 nicht geschafft hatten, aus Deutschland rauszukommen, inhaftiert und umgebracht.
Es war eine systematische bürokratische Vernichtung, die es geschichtlich gesehen noch nie gegeben hat. Diese Grausamkeit ist bis heute nicht zu verstehen. Egal, wie viel wir wissen und recherchieren, es bleibt immer eine Frage nach dem Warum.
Wie tief können Menschen sinken und anderen Menschen solche Taten antun?
Über die Autorin
„Mein Name ist Astrid Kronsbein, 44 Jahre, leidenschaftliche Pädagogin, Didaktikerin, Tänzerin, Visiönärin der History Voices Playbooks sowie Unternehmerin.“
Autorin: Astrid Kronsbein, CEO von History Voices®
Artikel veröffentlicht am: 26.06.2023