Homeschooling

Homeschooling ist seit Corona ein geläufiger Begriff. Homeschooling Unterrichtsmaterial wurde noch nie so häufig gesucht, wie in der Zeit von 2020-2022. Das freie Lernen von zu Hause erfreut sich immer größerer Beliebtheit, aber darf in Deutschland nicht praktiziert werden. Viele Eltern haben kein Vertrauen mehr in das deutsche Schulsystem. Es gibt sogar Eltern, die Deutschland verlassen, damit ihre Kinder nicht hier zur Schule gehen müssen, denn die Schulpflicht veranlasst sie dazu. 

Mögliche Gründe für Homeschooling:

  • Erziehen ohne Regeln 
  • Freie Entfaltung des Kindes
  • Religiöse Weltanschauung
  • Eine Lernbehinderung des Kindes 
  • Verhaltensauffälligkeit des Kindes

Sicherlich ist das Schulsystem in Deutschland geschwächt, aber in diesem Artikel soll es nicht um die Defizite des Systems gehen, sondern darum, warum es eine Schulpflicht gibt und welche Vorteile eine Schulpflicht für das Kind haben kann.

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Schulpflicht Deutschland 

Über die Schulpflicht in Deutschland wird in den letzten Jahren häufiger diskutiert. Die Schulpflicht wird bei den vielen individuellen Erziehungskonzepten und den individuellen Lebensplanungen zunehmend von den Eltern als Einmischung seitens des Staates empfunden.

Warum gibt es eine Schulpflicht?

Es gibt eine Schulpflicht seit 1919 in Deutschland. Vorher war Bildung etwas für die Kinder aus reichen oder bürgerlichen Elternhäusern. Die Arbeiter- und Bauernkinder wurden – wenn sie Glück hatten – vielleicht bis zum 10. Lebensjahr unterrichtet, aber dann brauchte man die Kinder auf dem Feld oder in der Industrie als Arbeitskräfte.

Ein Zustand, den man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann, stattdessen wird die Schulpflicht von Eltern zunehmend als lästig empfunden. 

Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland –  Artikel 7 steht:

  • (1) Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Staates.
  • (2) Die Erziehungsberechtigten haben das Recht, über die Teilnahme des Kindes am Religionsunterricht zu bestimmen.
  • (3) Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach. Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt. Kein Lehrer darf gegen seinen Willen verpflichtet werden, Religionsunterricht zu erteilen.
  • (4) Das Recht zur Errichtung von privaten Schulen wird gewährleistet. Private Schulen als Ersatz für öffentliche Schulen bedürfen der Genehmigung des Staates und unterstehen den Landesgesetzen. Die Genehmigung ist zu erteilen, wenn die privaten Schulen in ihren Lehrzielen und Einrichtungen sowie in der wissenschaftlichen Ausbildung ihrer Lehrkräfte nicht hinter den öffentlichen Schulen zurückstehen und eine Sonderung der Schüler nach den Besitzverhältnissen der Eltern nicht gefördert wird. Die Genehmigung ist zu versagen, wenn die wirtschaftliche und rechtliche Stellung der Lehrkräfte nicht genügend gesichert ist.
  • (5) Eine private Volksschule ist nur zuzulassen, wenn die Unterrichtsverwaltung ein besonderes pädagogisches Interesse anerkennt oder, auf Antrag von Erziehungsberechtigten, wenn sie als Gemeinschaftsschule, als Bekenntnis- oder Weltanschauungsschule errichtet werden soll und eine öffentliche Volksschule dieser Art in der Gemeinde nicht besteht.
  • (6) Vorschulen bleiben aufgehoben.

Also ist eine direkte Schulpflicht hier gar nicht zu erkennen. Das Gesetz zur allgemeinen Schulpflicht wird von den einzelnen Bundesländern geregelt. Das nennt man auch Föderalismus.  Diese gesetzliche Schulpflicht regelt, wie lange die Schulpflicht dauert, also bis wann die Schulpflicht existiert, welche Fächer unterrichtet werden. Als schulpflichtig gelten alle Kinder ab dem 6. Lebensjahr. Die Schulpflicht bis 18 Jahren gilt in ganz Deutschland, solange die Jugendlichen ab dem 16. Lebensjahr keine berufliche Ausbildung machen.

 

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Das Recht auf Bildung  –  Artikel 26

Das Recht auf Bildung steht nicht im Grundgesetz, aber das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland sichert seinen Bürger: innen die Menschen- und Bürgerrechte zu. Und ein Menschenrecht ist das Recht auf Bildung. 

Abgeleitet wird also die Schulpflicht von diesem ‘Recht auf Bildung’. Im Artikel 26 der UN-Menschrechte wird jedem Menschen das Recht auf Bildung zugestanden. In Europa ist der Zugang zur kostenlosen Bildung – also Zugang zu staatlichen Schulen – gegeben. Aber es gibt immer noch Länder auf der Welt, wo Kinder immer noch für einen Schulbesuch zahlen müssen. Es gehört zu den Kinderrechten, dass sie unterrichtet werden.

Ein Kind an einem Schreibtisch, davor ein uebergroßer Bildschirm und Buecher, als Symbol fuer schulischen Unterricht.

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Schulpflicht oder Unterrichtspflicht?

Die Begriffe wie Schulpflicht und Unterrichtspflicht werden häufig miteinander vermischt, obwohl sie rechtlich gesehen unterschiedliche Bedeutungen haben.

Schulpflichtig zu sein bedeutet für die Eltern, dass ihr Kind vor Ort eine Schule besuchen muss. Es darf nicht von zu Hause unterrichtet werden.

Was steckt hinter der Schulpflicht?

Dem Staat ist es wichtig, dass die Kinder ein Teil der Gesellschaft werden. Wenn es erlaubt sein würde, das Kind zu Hause zu unterrichten, besteht die Gefahr der Kindeswohlgefährdung. Wie ist das zu verstehen? Viele Eltern meinen es doch nur gut, und wollen ihre Kinder vor dem ‘schlechten’ Schulsystem schützen.

Wie fehlerhaft das Schulsystem ist, wird an dieser Stelle nicht diskutiert. Es geht darum, dass Kinder absolut abhängig von ihren Eltern sind. Sie sind ihnen ausgeliefert. Die Eltern könnten beispielsweise in einer Sekte sein, die nach strengen religiösen Regeln leben. Ohne Schule würden die Kinder keinen Kontakt zur Außenwelt erhalten. Sie würden keine Gleichaltrigen treffen und somit die Gelegenheit verpassen, ihr Werte- und Glaubenssystem mit dem eines anderen zu vergleichen. Die Auseinandersetzung mit den Anderen lässt uns zu einem Teil der Gesellschaft werden, wenn wir alle nur auf unserer Insel bleiben, wird eines Tages die Gesellschaft zerfallen. Mit der Schulpflicht will Deutschland erreichen, dass jedem Kind ein festgelegter einheitlicher Lehrplan vermittelt wird, sodass die Kinder als junge Erwachsene eine Ausbildung oder ein Studium beginnen können. 

Deshalb gibt es in Deutschland – als einziges Land in Europa – die Schulpflicht. 

Die Unterrichtspflicht besteht in vielen europäischen Ländern. Das bedeutet, die Eltern haben die Pflicht, ihre Kinder zu bilden. Aber sie müssen das Kind nicht zu einer Schule schicken, sondern können es von zu Hause unterrichten. In einigen Ländern müssen die Homeschooling-Kinder regelmäßige Prüfungen bestehen, damit sie anschließend einen Abschluss erhalten. 

Vater erklaert seiner Tochter den Jahreskalender.

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Was gibt es für Schulabschlüsse?

In Deutschland gibt es – je nach Bundesland –  den Schulabschluss nach der Haupt-, Real-, und Oberschule oder dem Gymnasium. Der Schulabschluss nach der 9. oder 10. Klasse berichtigt die Jugendlichen zu einer Ausbildung, wenn sie gute Noten haben, können sie im Rahmen ihrer Ausbildung und in Kombination mit weiteren Fächern in der Berufsschule ein Fachabitur erwerben. Das Fachabitur ermöglicht ihnen ein Studium an einer Fachhochschule. Das Abitur, das am Gymnasium erworben wird, berechtigt zum Studium an einer Universität (Hochschule). 

Der zweite Bildungsweg

Der zweite Bildungsweg ist eine Erfolgsgeschichte in Deutschland und wird leider nicht richtig wertgeschätzt. Es gibt Kinder, die von ihrem Lernverhalten keine Abiturienten sind. Diese Kinder sind meistens sehr kreativ und sind eben nicht die braven Lerner, die mühelos die Theorie lernen. Die Stärken dieser Kinder liegen darin, dass sie mehr austesten – auch Fehler machen – aber die Welt anders begreifen und sich zugänglich machen. Eine reine theoretisch orientierte Schulbildung wird ihnen deshalb häufig zum Verhängnis. Daher ist eine praktische Ausbildung ab dem 16. Lebensjahr keine schlechte Wahl. Die Jugendlichen werden ihren Weg meistern, wenn sie das gefunden haben, was ihnen Spaß macht. Es gibt genug Erfolgsgeschichten, wo mittelmäßige Schüler: innen zu Unternehmer: innen oder führenden Angestellten werden, weil er oder sie mit Leidenschaft und Interesse seinem oder ihrem Beruf nachgeht. Etwas besseres kann unserer Gesellschaft nicht passieren.

Also das Abitur ist nicht das Maß aller Dinge!

 

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FAQ zur Schulpflicht

Seit wann gibt es die Schulpflicht in Deutschland?

Seit 1919

Schulpflicht in anderen Ländern?

Eine Schulpflicht  – ähnlich wie in Deutschland – gibt es in der Türkei, China, Nordkorea und Schweden.

Allgemeine Schulpflicht?

Das ist die Pflicht der Eltern, ihr Kind zur Schule zu schicken. Das heißt praktisch, dass das Kind vor Ort eine Schule bis zu seinem 16. / 18. Lebensjahr besuchen muss. Das hängt davon ab, ob mit 16 Jahren eine Ausbildung begonnen wird oder nicht.

Bußgeldkatalog Schulpflicht?

Ja, den gibt es wirklich. Wenn man sein Kind nicht zur Schule schickt, dann ist das keine Ordnungswidrigkeit, wie falsch parken, sondern eine Straftrat.

Je nach Bundesland gibt es eine unterschiedliche Höhe der Bußgelder. Sie reichen von 1000 – 2500€.

 

Schulpflichtbefreiung?

Ja, man kann sein Kind von der Schulpflicht befreien lassen, aber das ist ein sehr kompliziertes Verfahren. Es müssen sehr außergewöhnlich Bedingungen vorhanden sein, damit das funktioniert. Eine Befreiung kann nur in Zusammenarbeit mit Schule, Schulamt, Schulpsychologen und Jugendamt erreicht werden.

 

 

Über die Autorin

Mein Name ist Astrid Kronsbein, 44 Jahre, leidenschaftliche Pädagogin, Didaktikerin, Tänzerin, Visiönärin der History Voices Playbooks sowie Unternehmerin.“

Autorin: Astrid Kronsbein, CEO von History Voices®
Artikel veröffentlicht am: 24.05.2023

Profilbild Astrid Kronsbein