Sind Belohnungssysteme für Kinder gut?

Das Verhalten über das Belohnungssystem der Kinder zu steuern, kann richtig effektiv sein, aber ist das auch sinnvoll? In diesem Artikel stelle ich Ihnen vor, wie das Belohnungssystem funktioniert und welche Belohnungen sinnvoll sein könnten.

Erfahren Sie im Artikel:

 

Zeichnung von zwei Bonbons in gelb-weissen Papier.

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Was ist ein Belohnungssystem?

Die Belohnungssystem Definition ist viel zu lang, um sie hier komplett wiederzugeben, deshalb das Wichtigste in Kürze:

  • Das Mesocortikolimbische Belohnungssystem ist ein ausgeprägter Bereich im Gehirn, das aus Hirnarealen und Neuronen besteht.
  • Das System signalisiert der Großhirnrinde ein Verlangen. Gibt man diesem nach, dann wird das limbische System und der Hippocampus angefunkt. Die Großhirnrinde gibt Rückmeldung, dass der Befehl ausgeführt wurde.
  • Der Botenstoff, der dazu gebraucht wird, heißt Dopamin. (vgl. Krämer, 2013)
Zeichnung vom Gehirn

Wie kann man sich diesen Vorgang vorstellen? 

Allein der Befehl zum Gehirn – ‘Ich will aufstehen’ – ist Dopaminabhängig. Damit wir die Beine aus dem Bett schwingen können und sich unser Körper erhebt, braucht das Gehirn Dopamin. Wenn wir Schokolade essen und die süße Verführung unsere Sinne betäubt, dann ist das ein Cocktail voller Glück, in Form von Dopaminausschüttung im Gehirn.

Sie können sich vorstellen, dass also jede Belohnung in unserem Gehirn Zufriedenheit und Glücksgefühle auslöst und dass die Industrie diesen Faktor immer bedient. In der Pubertät ist das Gehirn eines Jugendlichen einer hohen Konzentration von Dopamin ausgesetzt. Die Jugendlichen riskieren vielleicht mehr, sind streitlustiger, probieren sich aus und fühlen sich stark. Deshalb hat man viel Freude, wenn man Kinder in diesem Alter hat 🙂

Spinnen wir den Gedanken mal weiter: stellen Sie sich vor, dass Sie dieses System ‘ausnutzen’, um jemanden von Ihnen abhängig zu machen. Natürlich spielen noch andere Faktoren eine Rolle – Charakter, Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein – damit Sie jemanden wirklich manipulieren können, aber die Grundlage es zu tun, bietet das Belohnungssystem.

‘Zuckerbrot und Peitsche’ dieser Ausdruck sagt Ihnen sicherlich etwas. Dieser Ausdruck bedeutet, dass man Menschen mit Belohnungen dazu bringt etwas zu tun, und sie bestraft, in dem man ihnen die Belohnung wieder entzieht.

Sie sehen, man trägt viel Verantwortung gegenüber Menschen, ob als Führungskraft, die Industrie gegenüber ihren Konsumenten oder als Eltern in der Erziehung.

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Belohnungen in der Erziehung

Was ist die richtige Erziehung? Da gibt es wohl kein Richtig oder Falsch. Die Erziehung ist so individuell, wie die Familien selbst es sind. Wenn wir jetzt mal Traditionen und individuelle Wertvorstellungen beiseite lassen und uns nur der Erziehung, basierend auf dem Belohnungssystem widmen, dann ist die Beeinflussung eines jungen Menschen stark von der Erziehung (Sozialisierung) abhängig. Wie bringen wir unsere Kinder dazu, etwas zu tun, was wir für richtig halten? Das Ziel ist es, das Verhalten des Kindes zu steuern.

Nehmen wir mal das berühmte Beispiel ‘Geld für gute Noten’. Viele Eltern werden sagen, dass das doch gut funktioniert. Das fatale an der Sache ist, dass dieses Prinzip zwei Bedingungen unterbewusst auslösen kann:

  1. Ich werde geliebt, aufgrund meiner Leistungen.
  2. Ich lerne nicht für mich selbst, sondern für das Geld (für die Belohnung).

Die Psychologie warnt vor dem ‘Wenn du das machst, dann bekommst du – Prinzip’.

An dieser Stelle verlinken ich gerne zu einem interessanten Artikel ►►► zum Artikel

Wenn Sie wollen, dass Ihr Kind mithilft oder gute Noten schreibt, dann erklären Sie ihm Ihre Gedanken. Beispielsweise kann man sagen: “Du lernst nicht für mich, sondern für dich. Gute Noten sind Belohnungen für deine Leistung, die du selbst geschaffen hast. Das ist toll! Aber ich unterstütze dich auch, wenn es nicht gut läuft.” Oder: “Wenn du dich jetzt schnell anziehst, dann haben wir noch Zeit um xy zu tun.”

Ich weiß, Theorie und Praxis klaffen manchmal stark auseinander. In meiner langjährigen Tätigkeit als Tanzpädagogin, musste ich meine Tanzkinder auch immer durch Durststrecken bis zur nächsten Aufführung bringen, sie motivieren und ihnen immer wieder erklären, warum erst die Pflicht gemeistert werden muss. Wenn sie dann die großen Mädchen auf ihren Spitzenschuhen gesehen haben, verknüpften sie meine Aussage über die Pflicht und trainierten wirklich ehrgeiziger, weil sie das Ziel gesehen hatten.

Digitale Medien in der Kritik

In der Erziehung haben wir die Fäden noch einigermaßen selbst in der Hand. Den digitalen Medien wird aber starkes Misstrauen entgegengebracht. Die Kritik geht dahin, dass das Belohnungssystem der Kinder ausgenutzt wird und dadurch eine Art Sucht entstehen kann.

Ja, das ist richtig. Wir wollen nichts beschönigen. Alle Spiele funktionieren nach diesem Prinzip. Sterne sammeln, das nächste Level erreichen, all das ist das Prinzip eines guten Games. Müssen wir uns jetzt Sorgen machen und alle Games verteufeln?

Es ist doch immer der Umgang mit den Dingen, die sie gefährlich machen oder nicht? Die Menge macht das Gift. Deshalb ist eine altersgerechte Medienzeit in der Erziehung wichtig und die Auseinandersetzung mit dem Medium.

Ein iPad

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Medienzeitregeln können sein:

  • Kein Handy bei Tisch.
  • Das Handy wird nicht mit ins Schlafzimmer genommen.
  • Wichtige Gespräche führt man persönlich, nicht per WhatsApp.
  • Überlege erst, wenn du ein Foto postet. Es wird nie verschwinden! Willst du dich auch noch in zehn Jahren so sehen?

Hier ist ein interessanter Artikel von den öffentlich rechtlichen Sendern und dem Bundesministerium für Familie ►►► Zum Artikel

Ja, das ist Theorie, aber wenn man von Anfang an, also, wenn das erste Handy geschenkt wird, diese Regeln aufstellt, wird sich das Kind darauf einstellen. Ich gebe zu, dass der Freundeskreis auch ausschlaggebend für den Umgang mit dem Handy ist. Es ist umso wichtiger, den Jugendlichen zu erklären, dass es nicht cool ist, auch um zwei Uhr Nachts WhatsApp-Nachrichten zu beantworten. Sie können Ihr Kind fragen: “ Würdest du einen König oder einer Königin Nachts um zwei Uhr Nachrichten schreiben?”

Wahrscheinlich wird ihr Sprössling etwas verwirrt sein und mit Nein antworten. Dann ist Ihr Kommentar: “Siehst du, mache dich zum König oder Königin und bestehe auf deinen Schlaf! Du willst nicht gestört werden!”. Mit Humor geht manches einfacher.

Belohnungssystem Ideen für Kinder

Wie kann ich mein Kind sinnvoll belohnen?

Es gibt zwei grundsätzlich gute Belohnungssystem Ideen, wie ich finde:

1. Die beste Belohnung kommt unverhofft. Beispielsweise, wenn ein Kind sich toll verhalten hat, dann sollte man das Verhalten mit einem Kompliment belohnen.

“Toll, dass du deine Jacke aufgehängt hast, das erspart mir Arbeit, sie selbst aufzuhängen”.  Oder: “Super, dass du Samstag Nacht nicht in das Auto gestiegen bist, mit dem angetrunkenen Fahrer. Ich habe dich gerne abgeholt”.

2. Verknüpfen Sie die Belohnung mit ihrem Alltag: “Du machst deine Hausaufgaben und ich mache meine Arbeit noch zu Ende und dann gönnen wir uns ein Eis!”

Viele Lehrerinnen und Lehrer arbeiten in der Grundschule mit visuellen Belohnungen. Mit sogenannten “Klassen-Ampeln” werden die Kinder auf ihr Verhalten aufmerksam gemacht. Wenn die Kinder alle ruhig waren und die Stunde gut lief, dann stehen beispielsweise der lachende Smiley auf einer Skala von “prima gemacht” bis “geht gar nicht” ganz oben. Oder die Kinder werden für jede fertige Aufgabe mit Sternen belohnt.

Beispiele:

  • Sterne
  • Sticker
  • Smileys

Dieses Verfahren steht aber auch in der Kritik, weil es nur auf der Verhaltensebene passiert. Belohnen – bestrafen – belohnen – das ist eine Ebene, die schnell funktioniert, wenn sie aber auch nachhaltig passieren soll, dann ist es wichtiger, dass die Kinder verstehen, warum sie rücksichtsvolles Verhalten innerhalb der Stunde weiterbringt.

Ich selbst habe 15 Jahre unterrichtet. Ich kann Ihnen sagen, dass das erste halbe Jahr, wenn man eine neue Gruppe zusammenfügt, nur darin besteht, mantrahaft die Regeln aufzusagen und darauf zu achten, dass sie befolgt werden. Das kostet extrem viel Kraft, aber die Mühe lohnt sich. Ich hatte immer super Gruppen, in denen Unterrichten Spaß gemacht hat, weil alle Beteiligten Respekt und Achtung voreinander hatten. Wir hatten also ein gutes Unterrichtsklima.

Beispiele für eine gute Unterrichtsatmosphäre:

  • wir hören uns gegenseitig zu.
  • wir lachen miteinander, nicht übereinander.
  • wir helfen uns gegenseitig.
  • die Umkleidekabine wird sauber verlassen.
  • während der Übungen wird nicht geredet.
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Richtige Konsequenzen in der Erziehung

Alle Belohnungen sollen nachvollziehbar sein, das Selbstbewusstsein stärken und bestenfalls verstanden werden, warum das Verhalten gut war. Nur dann kann ich mich zu einem verantwortungsbewussten Menschen entwickeln.

Was ist, wenn mein Kind richtig Mist gebaut hat? 

Konsequenzen in der Erziehung zu setzen, ist wichtig. Strafe ist ein Mittel, um Menschen zu sozialisieren und ihnen beizubringen, die gemeinsamen Regeln der Gesellschaft zu befolgen. Sonst hätten wir keine Gesetze und Strafmaße.

Die kleinste Einheit, in die sich der Mensch zuerst einfügt, ist die Familie. Im Idealfall bestätigen die Eltern ihre Kinder, wenn sie etwas gut machen und sagen es, wenn etwas nicht richtig war. Das wichtigste dabei ist, das Selbstwertgefühl des Kindes nicht zu erniedrigen. Also Sätze wie; “Du bist so dumm!” sollten nicht fallen und wenn man aus Wut sich nicht beherrschen konnte, dann ist ein Nachgespräch sehr wichtig. Signalisieren Sie, dass Sie wütend waren, dass Sie Angst hatten und deshalb ausfällig geworden sind.

Es gibt natürlich unterschiedliche Szenarien, die man als ‘schlecht oder nicht richtig’ bewerten kann.

Sagen wir mal, das Kind kommt zu spät nach Hause. Abgesprochen war 18 Uhr. Es kommt aber erst um 20 Uhr. Natürlich ist die nackte Angst da, dass dem Kind etwas passiert ist. Wenn alles gut ist, dann vermeiden Sie Streit am Abend und sagen: “Ich bin jetzt so aufgebracht, wir sprechen morgen.”

Klagen Sie im Gespräch nicht gleich an, sondern sagen Sie ganz klar, wie Sie sich gefühlt haben, bitten Sie um eine Erklärung und finden sie nachher zusammen eine Lösung, wie solche Situationen zukünftig vermieden werden können. Im besten Fall ist dadurch eine Bestrafungsaktion nicht mehr nötig, weil sich Ihr Kind wahrscheinlich schon schuldig genug fühlt, Sie so aufgeregt zu haben. Vergessen Sie nicht, Kinder und Jugendlichen sind manchmal so im Hier und Jetzt, dass sie die Zeit vergessen. Eigentlich beneidenswert 🙂

Ob so eine Situation so gemeistert werden kann, ist aber auch sehr davon abhängig, wie gut ihr Eltern-Kind-Bindung ist und auf welcher Vertrauensbasis diese steht. Das sogenannte Urvertrauen ist von entscheidender Bedeutung.

►►► Zur Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

►►►Zur Website des Projekts StarkeKids (bekannt aus ORF, Kinderschutz-Bund, Eltern und Focus Online)

Es ist keine Schande sich Hilfe zu suchen, wenn Jugendliche außer Rand und Band sind. Das passiert häufiger, als man denkt. Deshalb haben Sie nicht versagt. Sie sind auch nur ein Mensch, mit einer eigenen Geschichte und eigenen Verletzungen. Aber Sie haben die Macht sich Hilfe zu holen. Sprechen Sie Ihr Jugendamt oder gemeinnützige Vereine, wie die Caritas, vor Ort an. Die werden Ihnen helfen.

Fazit:

Wir sind alle Menschen und wir werden auch weiterhin Belohnungen und Komplimente lieben, die unser Selbstbewusstsein stärken. Das gute Vorleben spielt eine wesentliche Rolle, wie sich Kinder verhalten. Deshalb haben mein Team und ich bei der Entwicklung der Playbooks darauf geachtet, dass das Playbook Wissen vermittelt und die Belohnung dann eintritt, wenn die Geschichte gut ausgegangen ist.

Screenshot aus dem Playbook, das Glossar.

Über die Autorin

Mein Name ist Astrid Kronsbein, 44 Jahre, leidenschaftliche Pädagogin, Didaktikerin, Tänzerin, Visiönärin der History Voices Playbooks sowie Unternehmerin.“

Autorin: Astrid Kronsbein, CEO von History Voices®
Artikel veröffentlicht am: 22.07.2022

Profilbild Astrid Kronsbein